Armen Oganessjan - Internationales Leben
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Andrej Denissow<br />
A. <strong>Oganessjan</strong>: Bei der Abstimmung in der UNO enthielt sich Russland der<br />
Stimme, stimmte weder „Dafür“ noch „Dagegen“. Wie erklärt sich ein solcher<br />
Standpunkt?<br />
A. Denissow: Sehen Sie, die Resolution 1973 wurde recht schnell<br />
verabschiedet. Und in ihr blieben Formulierungen, die auf der Etappe der<br />
Vorbereitung zur Verabschiedung dieser Resolution uns nicht zufriedengestellt<br />
hatten. Ausgerechnet deswegen unterstützten wir diese Resolution nicht,<br />
enthielten uns der Stimme. Wenn wir als ein Staat, der ein ständiges Mitglied<br />
des Sicherheitsrates der UNO ist, „Dagegen“ gestimmt hätten, hätten wir ihre<br />
Verabschiedung sperren können.<br />
Wir taten dies nicht, das war unsere vorberechnete und durchaus bewusste Wahl.<br />
Zugleich muss auf folgendes verwiesen werden: sowohl damals — auf der Etappe<br />
der Verabschiedung der Resolution — als auch heute waren und blieben in der<br />
Resolution Formulierungen, die eine „gummiähnliche“, übermässig biegsame, nicht<br />
konkrete Deutung zulassen könnten.<br />
Und die Mitglieder der sogenannten Kontaktgruppe, vor allem<br />
westliche Länder, missbrauchen diese nichtkonkreten Leitsätze. Gewisse<br />
auseinandergehende Lesarten in den Formulierungen in einigen Paragraphen<br />
dieser Resolution erlauben es, solche Handlungen vorzunehmen, die wir —<br />
beispielsweise — für nicht richtig halten. Deshalb werfen wir regelmässig diese<br />
Frage im Sicherheitsrat auf.<br />
Tatsächlich: die Resolution verbietet die Versorgung der beiden Parteien mit<br />
Waffen und Kriegstechnik. Niemand beliefert die Aufständischen in Bengasi<br />
mit schweren Waffen. Aber einzelne halbversteckte Rüstungslieferungen finden<br />
dennoch statt, und das ist uns bekannt.<br />
A. <strong>Oganessjan</strong>: Die Frage eines Hörers aus Sankt Petersburg: „Verfügt Moskau<br />
über genaue, nicht politisierte Informationen aus Syrien unter den Bedingungen<br />
eines Propaganda-Krieges? Zu welchen Schlussfolgerungen kann man dank<br />
solchen Informationen kommen? Üben auf uns Freunde aus dem Ausland einen<br />
Druck aus, damit wir die für sie erwünschten Schlüsse ziehen?“<br />
A. Denissow: Ich möchte versichern, dass wir über vollständige, erschöpfende<br />
und absolut zuverlässige Informationen hinsichtlich des Geschehens in Syrien<br />
verfügen. Die Situation dort ist äusserst kompliziert, verworren und lässt sich<br />
eindeutig nicht auslegen.<br />
Nichtsdestoweniger zeichnet sich im grossen und ganzen eine Tendenz ab,<br />
die mit einem sehr hohen Grad der inneren Instabilität, mit den Versuchen der<br />
Behörden verbunden ist, die Volksunruhen zu unterdrücken. Diese Unruhen sind<br />
nicht einfach eine gewisse Aufwallung, sagen wir eine Aufwallung der Gefühle<br />
bezüglich demokratischer Forderungen seitens breiter Bevölkerungsschichten,<br />
<strong>Internationales</strong> <strong>Leben</strong>