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Armen Oganessjan - Internationales Leben

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Michail Majorow<br />

inneren Probleme der Sowjetunion nicht zu beseitigen, denn sie brauchte die<br />

Nutzung des wissenschaftlich-technischen Potenzials der westeuropäischen<br />

Länder. Gorbatschow drückte die Idee des „Hauses“ beharrlich nicht nur in<br />

seinen Gesprächen mit führenden Politikern von Westeuropa und den USA<br />

durch, sondern auch in seinen öffentlichen Ansprachen. So erklärte er in der<br />

parlamentarischen Assemblee des Europarats 1989: „Es ist Zeit, die Postulate des<br />

Kalten Krieges, da Europa als eine in ‚Einflusssphären‘ zerstückelte Arena der<br />

Konfrontation betrachtet wurde, ins Archiv abzulegen.“ Ihm zufolge schließe die<br />

Philosophie des Konzepts „gesamteuropäisches Haus“ „schon die Möglichkeit<br />

der Anwendung oder Androhung von Gewalt, vor allem der militärischen Gewalt,<br />

aus“. Das Konzept schlage vielmehr „eine Doktrin der Zurückhaltung statt der<br />

Eindämmungsdoktrin“ vor. 8<br />

Der Westen sah in Gorbatschows positiv geladenen europäischen Initiativen<br />

hauptsächlich Anzeichen dafür, dass die Macht und der Einfluss der Sowjetunion<br />

im Sinken seien, sowie die Bereitschaft der sowjetischen Führung zu bedeutenden<br />

Zugeständnissen, nur um die bestehende Ordnung zu retten. Die Diplomatie der<br />

westlichen Länder, vor allem der USA und der Bundesrepublik Deutschland, nutzte<br />

die Schwäche der sowjetischen Behörden geschickt aus, um in erster Linie eine für<br />

sie vorteilhafte Lösung der Frage nach der Vereinigung Deutschlands und seiner<br />

Nato-Mitgliedschaft zu erreichen. Günstig für den Westen war auch die Lage in<br />

den europäischen sozialistischen Ländern, in denen die Partei- und Staatsführung,<br />

um die bedingungslose militärpolitische Unterstützung der UdSSR gebracht, die<br />

Macht rasch aus den Händen ließ, was letztendlich zur Auflösung des Warschauer<br />

Vertrags führte. Um Gorbatschow und seinen Mitstreitern „die Pille zu versüßen“,<br />

verbrämten die westlichen Politiker das unentwegte Voranbringen ihrer Interessen<br />

mit wohlklingenden Deklarationen darüber, dass die Vereinigung Deutschlands<br />

nicht zur Ostverbreitung der Nato führen werde.<br />

Nach dem Zerfall der UdSSR warfen die westeuropäischen Staaten die<br />

nunmehr unnötige Vorsicht und Milde gegenüber Russland, das ins Wanken<br />

geriet, gänzlich ab und teilten mit den USA das „Syndrom des Siegers“ im Kalten<br />

Krieg. Trotz der Annahme der Charta von Paris für ein neues Europa (Ergebnis<br />

des Gipfels der Teilnehmer der Beratung über Sicherheit und Zusammenarbeit<br />

in Europa im November 1990), worin sowohl die Treue zu den Prinzipien der<br />

Schlussakte von Helsinki als auch die Bestimmung enthalten waren, dass „die<br />

Sicherheit unteilbar und die Sicherheit eines Teilnehmerstaates unlöslich mit der<br />

Sicherheit aller übrigen verbunden ist“ 9 , setzten die westlichen Länder darauf,<br />

die OSZE zu einem einseitigen Mechanismus der Einmischung in die inneren<br />

Angelegenheiten anderer Staaten, hauptsächlich auf dem postsowjetischen Raum,<br />

herabzuwürdigen.<br />

<strong>Internationales</strong> <strong>Leben</strong>

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