Armen Oganessjan - Internationales Leben
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Sergej Nikolajew<br />
Im Rahmen der Doktrin des „aggressiven Realismus“ gelang es Washington<br />
dennoch nicht, das Dilemma von „Werten und Interessen“ zu lösen. Die<br />
Prioritäten der US-Politik in Zentralasien veränderten sich ständig, und das<br />
behinderte den Aufbau ihrer genauen Hierarchie. Offen blieb die Frage, was für<br />
die USA der größte Wert ist: die Energieressourcen oder die militärische Präsenz<br />
und Zusammenarbeit für die Sicherheit — oder doch die Transparenz der Wahlen<br />
und die Freiheit der Massenmedien. Während in Übersee davon geredet wurde,<br />
dass Moskau in der Region ein schwacher Akteur sei 30 , stellte sich plötzlich<br />
heraus, das sich dort bereits Integrationsstrukturen unter Russlands Teilnahme<br />
Wurzeln gefasst haben: EAWG, OVKS und SOZ. Den USA dagegen fehlt ein<br />
Mechanismus, der das Zusammenwirken mit den zentralasiatischen Ländern auf<br />
ständiger Grundlage sichern würde. Und noch etwas. Der Kurs auf beschleunigte<br />
Demokratisierung der Staaten der Region hat sich nicht bewährt: nicht deshalb,<br />
weil jene kategorisch demokratische Umbildungen abgelehnt hätten, sondern<br />
deshalb, weil er sich über ihre weltanschaulichen Traditionen hinwegsetzte.<br />
Die östlichen Gemeinschaften neigten schon immer zu allmählichen, nicht<br />
überstürzten Veränderungen.<br />
Alle diese Probleme hat die neue Administration unter Barack Obama geerbt.<br />
Gegenwärtig wird in den Braintrusts der USA der Versuch unternommen,<br />
Washingtons Strategie in Zentralasien umzudenken, um sie den modernen<br />
geopolitischen Realitäten anzunähern. Es ist wohl so, dass gerade sie dazu<br />
drängen, diese Region in eine Zone der aktiven internationalen Zusammenarbeit<br />
zu verwandeln, um ihre Sicherheit und beständige wirtschaftliche Entwicklung<br />
zu gewährleisten. Das eingeleitete „Reset“ in den russisch-amerikanischen<br />
Beziehungen öffnet in dieser Hisicht ein „breites Fenster der Möglichkeiten“.<br />
Auf jeden Fall haben Russland und die USA zweifellos gemeinsame Interessen in<br />
Zentralasien. Inwiefern erfolgreich ihre Realisierung sein kann, wird die Zukunft<br />
lehren. Russland ist zur gemeinsamen Arbeit bereit.<br />
FUSSNOTEN<br />
1. Siehe: Mjasnikow, W. S. Predislowije k knige Postnikowa A.W.<br />
stanowlenije rubeschej Rossiji w Zentralnoj i Strednej Asiii (18-19. ww.)<br />
[Herausbildung der Grenzen Russlands in Zentral-und Mittelasien (18-19. Jh.)<br />
S. 4-5]. Moskau 2007.<br />
2. Mackinder, H. J. Geogrfitscheskaj osj istorii. [The Geografical Pivot of<br />
History] // Polis, Heft 4/1995. S. 162-169.<br />
3. Mackinder, H. J. Democratic Ideals and Reality. N.Y.: Pelican Books 1944.<br />
P. 113.<br />
<strong>Internationales</strong> <strong>Leben</strong>