Armen Oganessjan - Internationales Leben
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Digest, 2011<br />
Zentralasien in der Geopolitik<br />
politologischen Fakultät an der Universität Louisville (USA), fiel es der Regierung<br />
der Vereinigten Staaten sowohl unter Präsident Clinton als auch unter George W.<br />
Bush nicht leicht, sich um die Einbeziehung der zentralasiatischen Staaten in den<br />
Prozess der Zusammenarbeit im Sicherheitsbereich zu bemühen und zugleich auf sie<br />
in den Fragen der Menschenrechte, der wirtschaftlichen und politischen Reformen<br />
Druck auszuüben. Hinzu kam, dass das Herangehen des State Department an die<br />
„Regelung“ dieses Gegensatzes mit dem des Verteidigungsministeriums nicht<br />
zusammenfiel. Im diplomatischen Amt bestand die Meinung, dass die Förderung<br />
der demokratischen Entwicklung in der Region gerade in dem Moment relevanter<br />
war, da diese an den vorderen Rand des Krieges gegen den Terrorismus geriet.<br />
Die Programme des Außenministeriums richteten sich auf die Unterstützung<br />
und Finanzierung des politischen Pluralismus, unabhängiger Massenmedien,<br />
die Gewährleistung des Vorrangs des Gesetzes und der religiösen Freiheiten. In<br />
seinen Berichten über die Menschenrechte wurden die zentralasiatischen Länder<br />
hart kritisiert. Die Militärs dagegen beachteten in erster Linie die Vorzüge der<br />
Zusammenarbeit mit ihnen im Sicherheitsbereich und versuchten recht oft, die<br />
kritischen Bemerkungen der Diplomaten zu dämpfen. Charles Ziegler meint, es sei<br />
wenig wahrscheinlich, dass es der amerikanischen Administration, gleich, ob einer<br />
republikanischen oder einer demokratischen, gelingen werde, die Widersprüche in<br />
der US-Außenpolitik auszusöhnen, die zwischen dem Bedarf an der Gewährleistung<br />
der Sicherheit und dem Streben bestanden, den Idealen der Förderung der<br />
Demokratie und der Menschenrechte zu treu zu bleiben, weil dieser Konflikt lange<br />
vor Beginn des Krieges gegen den Terrorismus bestanden habe. 25<br />
Übrigens versuchten die USA 2003—2005, die entstandene Situation<br />
folgendermaßen zu überwinden. Zugrunde lag die These, der Erfolg der<br />
amerikanischen Politik in der Region werde vor allem davon abhängen, wie starke<br />
Wurzeln die Demokratie dort fasse. Deshalb wurde beschlossen, die demokratischen<br />
Prozesse in den zentralasiatischen Republiken zu forcieren. Zugleich wurde<br />
behauptet, das werde die regionale Sicherheit festigen und den Kampf gegen das<br />
internationale Terroristennetz in Afghanistan effektiver zu gestalten.<br />
Der bekannte russische Wissenschaftler G. Tschufrin weist darauf hin, dass die<br />
westlichen Länder mit den USA an der Spitze, von den „farbigen Revolutionen“<br />
in Georgien und der Ukraine inspiriert, die Unzufriedenheit der breiten<br />
Bevölkerungsschichten Zentralasiens mit ihren <strong>Leben</strong>sbedingungen auszunutzen<br />
suchten, um unter den Losungen der Entwicklung der Demokratie die bestehenden<br />
Regimes durch offen prowestliche zu ersetzen. 26<br />
Zur Lösung dieser Aufgabe wurden erfahrene Polittechnologen aus den<br />
führenden amerikanischen Regierungs- und gesellschaftlichen Strukturen<br />
herangezogen, die sich darauf spezialisieren, demokratische Werte in der Welt zu<br />
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