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Armen Oganessjan - Internationales Leben

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Alexander Orlow<br />

oder sogar mehr oder weniger stabilen Staat ständig wachsen soll, sinkt infolge<br />

der Zunahme des Prozentsatzes der ärmsten Schichten, die Disproportion in der<br />

Wirtschaft wächst, die Arbeitslosigkeit steigt, die Preise werden hochgeschraubt,<br />

darunter auch für die Massenbedarfsartikel, von denen die Überlebenschancen des<br />

einfachen Menschen abhängen. All diese Prozesse haben die größere Senkung der<br />

<strong>Leben</strong>squalität des bedeutenden Teiles der Gesellschaft, vor allem der <strong>Armen</strong> und<br />

der Bevölkerungsschichten unter dem Mittelstand zur Folge. Der Bildungsstand<br />

sinkt (bzw. bleibt im besten Falle auf dem gleichen Niveau), der bedeutende Teil der<br />

Bevölkerung hat keinen Zugang zum modernen Gesundheitswesen, was zur hohen<br />

Mortalität führt, das <strong>Leben</strong>sniveau sinkt ständig, Millionen Menschen sind gezwungen,<br />

in den schlechten und mitunter einfach primitiven Wohnungen zu hausieren, sie<br />

essen wenig, haben keine normalen Mußestunden, entbehren jeglicher Möglichkeit<br />

der Selbstentwicklung. Die Jugend ist besonders leidgeprüft, da sie keinen Platz im<br />

gegenwärtigen <strong>Leben</strong> finden kann, ihre Aussichten auf die würdige Zukunft werden<br />

unter diesen Bedingungen immer illusorischer und srumpfeen wie das Chagrinleder<br />

zusxammen. Es handelt sich doch um den dynamischsten Teil der Gesellschaft, der<br />

seine Kraft sowohl für das Schaffen als auch für die Zerstörung verwenden kann.<br />

Der vergleichsweise geringe wohlhabende Teil der Gesellschaft, die Kaste<br />

der modernen Patrizier, genießt inzwischen den absolut überdimensionalen<br />

Wohlstand, ohne dem übrigen Teil der Bevölkerung etwas als Gegenleistung zu<br />

bieten und die kosmischen Standards der eigenen Existenz in seinen Augen auf<br />

keine Weise zu rechtfertigen. Solches absolut balancelose sozialpolitische System<br />

führt zur hemmungslosen Korruption und der moralischen Degradierung des<br />

verantwortungslosen Teiles der herrschenden Klasse.<br />

Sozialökonomische Faktoren in den arabischen Ländern schürten die immer<br />

zunehmende und offensichtlich durch die Mächte unterschätzte Unzufriedenheit<br />

der Gesellschaft, die den Mangel an der realen Demokratie beanstandete, da<br />

die Führer jahrzehntelang an der Macht blieben und sich nach allem Anschein<br />

bereiteten, künftighin ihre Macht deren Kindern und Nachfolgern zu übergeben,<br />

indem sie etwas Ähnliches wie neue Emirate und Sultanate unter der Bedingung<br />

der vereinzelten Erhaltung der äußeren Attribute der Demokratie in der Form der<br />

kontrollierbaren Wahlen schaffen wollten. Es entstand die für viele Revolutionen<br />

charakteristische Krise der „Oberen“, die sich nach wie vor für allmächtig hielten,<br />

obwohl sie es nicht mehr waren.<br />

Die Orientierung auf den Führer als Garant der Stabilität des Regimes unter<br />

den Bedingungen des sozialen Ausbruches führte dazu, dass er wie politischer<br />

Blitzableiter auf sich die jahrelang gespeicherte Protestenergie eines bedeutenden<br />

Teiles der Gesellschaft nahm und zum absoluten Antihelden wurde. So etwas<br />

wie die Personifizierung einer breiten Palette sowohl der objektiven als auch<br />

subjektiven Faktoren ging vor sich, was die Revolutionen zur Folge hatte. Die Idee<br />

<strong>Internationales</strong> <strong>Leben</strong>

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