Armen Oganessjan - Internationales Leben
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Alexander Orlow<br />
Bekanntmachung deren politischen Programme für die Bürger, keinen Missbrauch<br />
der administrativen Ressourcen durch die regierende Partei bzw. Gruppierung<br />
in ihren Interessen zum Nachteil des politischen Gegners usw. voraussetzt, kann<br />
nicht abgelehnt werden, da sie die unveräußerliche Bedingung für jedes reife<br />
politische Rechtssystem darstellt. Die Ergänzung dazu besteht jedoch in der<br />
amerikanischen Auffassung dieses Modells in der amerikanischen <strong>Leben</strong>sweise,<br />
der Gesellschaft der hemmungslosen Konsumtion zusammen mit der für den Osten<br />
wesensfremden Auslegung der „moralischen Werte“ und Freiheiten, d.h. der absoluten<br />
Alleserlaubtheit. Braucht die arabische Welt die amerikanische <strong>Leben</strong>sweise, ist<br />
diese Welt darauf gefasst, entspricht sie den jahrhundertealten Traditionen der<br />
orientalischen Völker? Die Antwort wird, eher negativ, als positiv ausfallen. Brauchen<br />
die Amerikaner selbst das Modell der liberalen Demokratie im Fernen Osten und<br />
Nordafrika und wenn, dann in welcher Form — das ist auch die große Frage.<br />
Es wird angenommen, dass in den USA die außerordentlich starke Analytik<br />
besteht, die durch verschiedene „Braintrusts“ vertreten ist, die mit ihren Produkten<br />
die Obrigkeit des Landes speisen. Stimmt das tatsächlich und wird nicht ab<br />
und zu dieser analytische Mechanismus nicht intakt? Es entsteht der Eindruck,<br />
dass die Amerikaner heute auf die ausschließliche Zerstörung einer Reihe der<br />
Schlüsselregimes der arabischen Welt vorprogrammiert sind, ohne besonders an die<br />
Folgen ihrer Politik zu denken. Die Analogie mit Afghanistan kommt unwillkürlich<br />
in den Sinn, das seinerzeit, geblendet durch den Wunsch, maximal der Sowjetunion<br />
zu schaden, in vielem mit der Unterstützung der USA die Bewegung der radikalen<br />
Islamisten zu diesem Zweck in die Wege geleitet und zum „schwarzen Loch“ der<br />
modernen Weltordnung wurde, wobei die Amerikaner selbst da alles in Ordnung<br />
bringen müssen. Nicht sehr erfolgreich, wie der Lauf der Dinge beweist. In solchen<br />
Ländern wie vor allem Libyen und Syrien, obwohl die Liste mit ihnen durchaus<br />
nicht erschöpft ist, können im Falle des Sturzes der Regimes die radikalen<br />
Islamisten gegen den Wunsch der USA, aber faktisch mit deren Hilfe an die Macht<br />
kommen. Die Kanonen der Vertretungsdemokratie sind jedoch für sie nicht mehr<br />
als die Bonbonbildchen im Kinderspiel. Begreifen es amerikanische Denker oder<br />
hat Washington seine Variante der nahöstlichen Patience parat in der Tasche? Die<br />
USA haben schon viele Brücken verbrannt und das ist eine verantwortungsvolle<br />
Entscheidung, die, wenn sie durch den konkreten Aktionsplan nicht bekräftigt ist,<br />
an den Bluff bzw. die Hoffnung auf das russische „mal sehen“ erinnert.<br />
Die Perspektiven der Stabilisierung im Nahen Osten und Nordafrika bleiben<br />
äußerst verschwommen. Sogar in den Ländern (Tunesien und Ägypten), wo die<br />
Revolutionen als erste erfolgten und mit der Erreichung der sichtbaren gesteckten<br />
Ziele, d.h. mit dem Sturz der verhassten autoritären Regimes, endeten, ist die<br />
Situation von der vollständigen Normalisierung weit entfernt und die Ausbrüche<br />
der Unzufriedenheit des Volkes kommen immer wieder an den Tag. Die<br />
<strong>Internationales</strong> <strong>Leben</strong>