Armen Oganessjan - Internationales Leben
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Digest, 2011<br />
BRICKS als Faktor von globaler Bedeutung<br />
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Verbraucher aus. Die Praxis zeigt: Je steiler der Preisanstieg ist, um so tiefer und<br />
überraschender ist darauf der Preissturz. So sank der Erdölpreis zwischen April<br />
2008 und April 2009 auf beinahe ein Drittel: von 110 US-Dollar auf 40 US-Dollar<br />
je Barrel, worauf er bis Anfang April dieses Jahres auf das 2,5-fache — um 100<br />
US-Dollar — anstieg. 2010 wuchsen die Preise für Aluminium, Kupfer und Nickel<br />
im Durchschnitt um 38,5 Prozent.<br />
Eine besonders große Preisvolatilität ist auf den internationalen Märkten<br />
der Agrarerzeugnisse zu beobachten. Das Wachstum der Nachfrage nach<br />
Nahrungsmitteln wird auch in absehbarer Zukunft deutlich das Wachstumstempo<br />
ihrer Produktion überholen, und zwar wegen der stagnierenden Produktivität im<br />
Planzenanbau. Schon das allein „programmiert“ den Preis-Hausse-Trend vor. Es<br />
gibt jedoch auch andere Faktoren, etwa die Verminderung der Saatflächen von<br />
<strong>Leben</strong>smittelkulturen deshalb, weil einige entwickelte Länder die Produktion<br />
von Pflanzenrohstoffen für den Biokraftstoff der ersten Generation erweitern. Im<br />
Ergebnis sind z. B. die Maispreise auf dem Weltmarkt 2010 auf das 2,3-fache<br />
gestiegen.<br />
Mit Rücksicht auf all diese Faktoren wurden beim Gipfel in Sanya verschiedene<br />
konkrete Vorschläge zur Verminderung der Preisvolatilität auf den Rohstoffmärkten<br />
gemacht. In Bezug auf die Agrarmärkte wurde auf die Wichtigkeit einer verstärkten<br />
internationalen Kooperation hingewiesen: Es gilt, die Nahrungsmittelproduktion<br />
zu erhöhen und den Dialog von Produzenten und Konsumenten von Agrarwaren<br />
auf dem Weltmarkt zu aktivieren. Betont wurde die Bedeutung der Maßnahmen<br />
zu einer verstärkten Regulierung des Marktes von Derivativen, was die<br />
Spekulationsgeschäfte auf den Nahrungsmittelmärkten eingeschränken könnte.<br />
Nach dem Gipfeltreffen in China wurde den BRICS-Ländern vorgeworfen, sie<br />
würden versuchen, der G20 Entscheidungen zu diktieren und in der G20-Gruppe<br />
eine gewisse „Lobby-Gruppierung“ zu bilden. Angebracht sind jedoch auch<br />
Gegenfragen: Hat denn die finanzielle Sieben zu bestehen aufgehört, strebt sie nicht<br />
danach, die Positionen der führenden Westmächte zu den Schlüsselfragen der G20-<br />
Agenda zu koordinieren? Gehört denn zur G20 nicht die Führung der Europäischen<br />
Union, die im Grunde einen geschlossenen Mechanismus zur Koordinierung der<br />
Positionen darstellt? Hier sei besonders Folgendes hervorgehoben: BRICS geht<br />
in der Einstellung zur G20-Tagesordnung absolut offen vor, seine Mitglieder<br />
streben nach dem Zusammenwirken und sogar nach einer mit den anderen G20-<br />
Teilnehmern gemeinsamen Ausarbeitung von Entscheidungen überall dort, wo eine<br />
Gemeinsamkeit der Interessen zutage tritt. Das war der Fall z. B. am Vorabend des<br />
Gipfels in Toronto, als BRICS eine Koalition mit Ländern formte wie Kanada,<br />
Australien, Argentinien, Indonesien und Mexiko, die gegen die Einführung der so<br />
genannten Banksteuer auftraten.