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Armen Oganessjan - Internationales Leben

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Digest, 2011<br />

Zentralasien in der Geopolitik<br />

Demokratie und Marktreformen mit weit größeren Schwierigkeiten verbunden sein<br />

werde als in Russland. Andererseits deklarierte Washington durch Anerkennung der<br />

neuen zentralasiatischen Staaten sein Streben, die Erreichung gerade dieses Ziels zu<br />

unterstützen. Allerdings zeigten die Amerikaner da keine sonderliche Aktivität.<br />

Das erklärte sich aus zwei wichtigen Gründen. Erstens war der wirtschaftliche<br />

Wert Zentralasiens für sie nicht ganz offensichtlich, da die Öl- und Gasreichtümer<br />

des Kaspi-Raums beispielsweise zwar seit den Zeiten der UdSSR bekannt,<br />

aber ungenügend erschlossen waren. Zweitens war die politische Instabilität<br />

in der Region ein Hindernis für ihre wirtschaftliche Erschließung. Der 1992<br />

ausgebrochene Bürgerkrieg in Tadschikistan bestätigte das, mehr noch, er löste<br />

in den USA Befürchtungen aus, ganz Zentralasien könnte den islamischen<br />

Fundamentalisten, die vom benachbarten Iran inspiriert wurden, in die Hände<br />

fallen. Deshalb konzentrierten sich die Amerikaner auf Probleme, die ihrer Ansicht<br />

nach in erster Linie der Gewährleistung der „Ruhe“ in der Region im Wege standen.<br />

Wie der kasachstanische Diplomat und Politiker K.-Sch. Tokajew vermerkt,<br />

löste die Zukunft der sowjetischen nuklearen Arsenale in Kasachstan die ernstesten<br />

Befürchtungen im Weißen Haus aus. Dieses Thema wurde beim offizhiellen USA-<br />

Besuch von Präsident N. Nasarbajew im Mai 1992 erörtert. Das Wesen der Frage<br />

bestand darin, dass Kasachstan nach Erlangung der Unabhängigkeit de facto zu<br />

einem Kernwaffenstaat geworden war. Die dort befindlichen SS-18-Raketen waren<br />

zu einem beträchtlichen Teil auf die USA gezielt. Das behinderte die normale<br />

Entwicklung der amerikanisch-kasachstanischen politischen und wirtschaftlichen<br />

Beziehungen. Mit Rücksicht darauf unterzeichnete Kasachstan im Mai 1992<br />

das Lissabonner Protokoll zum START-1-Vertrag und schloß sich dem Vertrag<br />

über die Nichtweiterverbreitung von Kernwaffen (Atomsperrvertrag) an, wobei<br />

es die Verpflichtung übernahm, sie auf das Territorium Russlands auszuführen.<br />

Zur praktischen Lösung dieser Aufgabe leisteten ihm die USA Hilfe nach dem<br />

Nunn-Lugar-Programm, das die Reduzierung der nuklearen Gefahr in den<br />

postsowjetischen Ländern vorsah. Im Dezember 1994 gewährten Russland, die<br />

USA und Großritannien als Depositarstaaten des Atomsperrvertrags Kasachstan ihre<br />

Sicherheitsgarantien, wenn es auf die Kernwaffen verzichtet. Ein entsprechendes<br />

Memorandum wurde von den Präsidenten Boris Jelzin, William Clinton und Premier<br />

John Major im Rahmen des OSZE-Gipfels in Budapest unterschrieben. Später<br />

gewährten Frankreich und die VR China ähnliche Garantien. 10 Bald wurde der letzte<br />

nukleare Gefechtskopf aus Kasachstan ausgeführt.<br />

Aber als Ganzes betrachtete Washington in der ersten Hälfte der 90er Jahre<br />

des vorigen Jahrhunderts Zentralasien noch nicht als Zone wie auch immer<br />

formulierter amerikanischer Interessen. Wie dort geglaubt wurde, könne man<br />

mit ihrer Festlegung auch etwas warten, darunter deshalb, weil das von seinen<br />

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