12. symposium brückenbau - zeitschrift-brueckenbau Construction ...
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Es brauchte ungefähr 50 Jahre, um<br />
neue Gleitmaterialien einzuführen und<br />
zu etablieren, wie das in einigen Europäischen<br />
Zulassungen [7] geregelte<br />
UHMWPE (Ultrahochmolekulargewichtiges<br />
Polyethylen). Mit dieser Neuerung wurde<br />
nicht nur ein Anschub im sehr konservativen<br />
Segment der Brückenlager initiiert,<br />
sondern auch weitere Anforderungen<br />
formuliert. Die Leistungsfähigkeit des<br />
Gleitmaterials mit sehr viel höherer<br />
Verschleißfestigkeit und kleineren<br />
Abmessungen stellt zudem die Dauerhaftigkeit<br />
und Leistungsfähigkeit der<br />
anderen Komponenten in Frage. Der<br />
Suche nach neuen leistungsfähigeren<br />
und gegebenenfalls sogar kostengünstigeren<br />
Materialien und konstruktiven<br />
Details wurde damit die Tür geöffnet.<br />
3.2 Konzept<br />
Ausgehend vom Namen ist offensichtlich,<br />
dass eine Hauptkomponente von<br />
Kalottenlagern die Kalotte darstellt.<br />
Sie wird in der Regel aus normalem Baustahl<br />
gefertigt, der mit einer Hartchromschicht<br />
überzogen wird. Bei der Fertigung<br />
solcher Kalotten sind zwei Punkte<br />
auffällig. Zum einen wird für die mechanische<br />
Bearbeitung der Kalotten aus<br />
einem runden Brennzuschnitt ein<br />
erheblicher Arbeitsaufwand erforderlich<br />
mit einem hohen Anteil an zerspantem<br />
Material, so dass es naheliegend<br />
erscheint, die notwendige Form in<br />
einem Gießverfahren zu erzeugen.<br />
Zum anderen ist der Vorgang des Hartverchromens<br />
sehr zeitintensiv und<br />
fehleranfällig. Poren in der Chromschicht<br />
können erst nach Abschluss des<br />
Vorganges wirksam und sicher durch<br />
einen Ferroxyltest erkannt werden.<br />
Im Vorfeld kaum auszuschließende<br />
Verunreinigungen im Stahl führen dabei<br />
häufig zu gut nachweisbaren Fehlstellen,<br />
die sich nur mit großem Aufwand und<br />
1 2 . S YM P O S I U M B R Ü C K E N B AU<br />
24 Modell Ankerkopf, Vorbereitung für den Einbau, Spannvorgang, eingebauter Ankerkopf ohne Haube<br />
© matrics engineering GmbH/mageba S.A.<br />
oft durch neues Verchromen ausbessern<br />
lassen. Für die Funktionstüchtigkeit des<br />
Lagers bleiben diese Ausbesserungen<br />
ohne Folge, für die Prozessplanung<br />
bedeuten derart schwer kalkulierbare<br />
Nacharbeiten aber eine große Belastung.<br />
Es drängt sich daher auf, Alternativen<br />
zum Gleitpartner Hartchrom zu suchen.<br />
Das hier vorgestellte Konzept greift<br />
beides auf. Wie bereits beschrieben,<br />
bietet UHPC die Möglichkeit, mit geringem<br />
Aufwand weitgehend frei definierte<br />
Formen und Oberflächenstrukturen<br />
oder -güten zu realisieren. Offensichtlich<br />
ist, dass sich Beton nicht zum Hartverchromen<br />
eignet, da er nicht ferritisch<br />
oder elektrisch leitend ist, was eine<br />
Beschichtung notwendig macht. Als<br />
Grundlage der Beschichtung verbleibt<br />
eine ausreichend glatte Betonoberfläche,<br />
die besondere Ansprüche an die<br />
Schalung der Bauteile stellt. Auch gilt es,<br />
die Herausforderungen bei der Beschichtung<br />
von Beton zu beachten. Beides<br />
wurde erfolgreich gelöst, so dass eine<br />
funktionstüchtige und geometrisch sehr<br />
präzise Kalotte aus UHPC gefertigt<br />
werden konnte.<br />
Mit Blick auf Dauerhaftigkeit und weitere<br />
Vorteile wurde abweichend von den<br />
bereits vorgestellten Hybridankern mit<br />
Stahl- oder Kohlefaserring von einer<br />
außenliegenden Umschnürung abgesehen<br />
und angestrebt, lediglich UHPC an<br />
der Außenfläche zuzulassen, um jegliche<br />
Probleme hinsichtlich des Korrosionsverhaltens<br />
der Kalotte auszuklammern.<br />
Ferner erlaubt die unbeschichtete Fläche<br />
außerhalb der Gleitfläche, vor allem an<br />
den gut einzusehenden Seitenflächen<br />
der Kalotte, eine stets komplette und<br />
dauerhafte Überprüfung der Integrität<br />
dieses Bauteils. Selbst kleinste Schäden<br />
werden, wie im gut konstruierten Betonbau<br />
üblich, frühzeitig durch unschädliche<br />
Risse angekündigt.<br />
3.3 Gleitversuche<br />
Eine Grundforderung moderner Gleitlager<br />
ist ein möglichst geringer Reibbeiwert.<br />
Die beschriebene Beschichtung muss<br />
diese Anforderung im selben Maße<br />
erfüllen wie herkömmliche Gleitlager<br />
mit PTFE und solche mit besonderen<br />
Gleitwerkstoffen gegen austenitische<br />
Stahlbleche oder Hartverchromung<br />
als Gleitpartner. Die geringen Reibbeiwerte<br />
wurden in einem genormten<br />
Testprogramm nachgewiesen: In<br />
Anlehnung an die europäische technische<br />
Zulassung für Kalottenlager mit<br />
besonderem Gleitwerkstoff [7] wurde<br />
für die Versuche eine Pressung berücksichtigt,<br />
die der doppelten der für<br />
den Nachweis von PTFE verwendeten<br />
entspricht. Damit bieten sie die Basis,<br />
die geometrischen Vorteile und gegenüber<br />
PTFE verringerten Reibbeiwerte<br />
auch für Lager unter Verwendung von<br />
UHPC auszunutzen.<br />
Im Vorfeld der Versuche wurden zudem<br />
mehrere Schalungsvarianten untersucht<br />
sowie verschiedene Details und Vorgehensweisen<br />
in der Aufbringung der<br />
Beschichtung auf den UHPC.<br />
25<br />
26 Robo®Slide-Gleitwerkstoff und<br />
beschichtete UHPC-Probe nach Gleitversuch<br />
© mageba S.A.<br />
1/2 . 2012 | BRÜCKENBAU<br />
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