12. symposium brückenbau - zeitschrift-brueckenbau Construction ...
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<strong>12.</strong> SYMPOSIUM BRÜCKENBAU<br />
11 Fertiggestelltes Bauwerk, Blick Richtung München<br />
© Florian Schreiber/SSF Ingenieure AG<br />
5 Statische Berechnung<br />
5.1 Unterbauten<br />
Die Unterbauten wurden an separaten<br />
statischen Modellen berechnet, die<br />
kastenförmigen Widerlager mit finiten<br />
Elementen abgebildet. Die Bohrpfähle<br />
waren im System als elastisch gebettete<br />
Stäbe enthalten.<br />
Die bis zu 13,08 m hohen und 2,30 m<br />
dicken Stützen wurden zusammen mit<br />
den Pfahlkopfplatten und den im Erdreich<br />
gebetteten Pfählen als Stabsysteme<br />
berechnet. Die Verteilung der Brems- und<br />
Anfahrlasten erfolgte dabei entsprechend<br />
dem Verhältnis der Horizontalsteifigkeiten<br />
der mitwirkenden Unterbauachsen<br />
unter Berücksichtigung der maximalen<br />
Verformungswiderstände der Kalottenlager.<br />
Trotz des Festpunktes in Achse 30<br />
ergaben sich an dieser Auflagerachse nur<br />
noch 20 % der Brems- und Anfahrlasten.<br />
Aufgrund der Schlankheit der Stützen<br />
wurde neben der Regelbemessung auch<br />
ein Nachweis nach Theorie II. Ordnung im<br />
Grenzzustand der Tragfähigkeit geführt,<br />
der jedoch keine Erhöhungen der<br />
Bewehrungsmengen ergab.<br />
5.2 Überbau<br />
Die statische Berechnung erfolgte an<br />
einem räumlichen Trägerrostsystem.<br />
Die beiden Längsträger wurden hier als<br />
Stäbe mit ihrem Plattenbalkenquerschnitt<br />
mit variablen Plattenbreiten angenommen.<br />
Die Torsionssteifigkeit der vorgespannten<br />
Längsträger wurde nach<br />
DIN-Fachbericht 102 mit 80 % des<br />
theoretischen Werts festgelegt.<br />
Die Fahrbahnplatte wurde aufgrund<br />
der Brückenschiefe und der Krümmung<br />
84 BRÜCKENBAU | 1/2 . 2012<br />
im Grundriss mit ebenen finiten Elementen<br />
mit orthotroper Tragwirkung<br />
abgebildet und dabei nur der Querrichtung<br />
der Platte eine Steifigkeit<br />
zugeordnet. Die Querträger an den<br />
Auflagern wurden als zusätzliche<br />
Biegestäbe mit einer auf 50 % des theoretischen<br />
Werts reduzierten Torsionssteifigkeit<br />
eingeführt. Mit Hilfe dieser<br />
Modellbildung ließ sich die kontinuierliche<br />
Tragwirkung der Fahrbahnplatte<br />
im Vergleich zu herkömmlichen Trägerrosten<br />
mit ideellen Querträgern wesentlich<br />
besser ermitteln: Aus der Orthotropie<br />
resultierend, sind die Berechnungsergebnisse<br />
eindeutig in Stabschnittgrößen<br />
für die Längsrichtung und<br />
Plattenschnittgrößen für die Querrichtung<br />
getrennt. Das gemischte System<br />
aus Stäben und finiten Elementen führte<br />
zu einer realistischeren Modellabbildung,<br />
ohne auf die Vorteile einer klassischen<br />
Trägerrostberechnung verzichten zu<br />
müssen.<br />
Die Vorspannung der beiden Längsträger<br />
weicht aufgrund der stark unterschiedlichen<br />
Stützweiten mit Differenzen<br />
bis zu 10 m bei den einzelnen Trägerabschnitten<br />
völlig voneinander ab. Die<br />
aus der Vorspannung dieses Systems<br />
folgenden hohen Zwangsbeanspruchungen<br />
mussten zusätzlich berücksichtigt<br />
werden. Aufgrund der gewählten zwei<br />
Bauabschnitte wurde auch ein zusätzliches<br />
Zwischensystem im Bauzustand<br />
nachgewiesen: ein Zweifeldträger mit<br />
Kragarm. Maßgebend für die Vorspannung<br />
war jedoch der Dekompressionsnachweis<br />
im Endzustand.<br />
Die konstruktive Umsetzung in den<br />
Spann- und Bewehrungsplänen für den<br />
Überbau war wegen der komplexen<br />
Bauwerksgeometrie und der hohen<br />
Bewehrungsgrade sehr anspruchsvoll.<br />
Das heißt, es mussten bis zu drei Lagen<br />
Spannbewehrung und aufgrund der<br />
hohen Torsionsbeanspruchung zusätzlich<br />
ein relativ hohes Maß an schlaffer<br />
Bewehrung im Querschnitt untergebracht<br />
werden. Der Anteil der schlaffen<br />
Bewehrung beträgt 137 kg/m³, jener<br />
der Spannbewehrung 54 kg/m³.<br />
6 Ausführungsplanung in 3-D<br />
Die Schalpläne wurden in 3-D erstellt,<br />
wobei alle Bauteile in einem räumlichen<br />
Modell exakt abgebildet wurden.<br />
Zusätzlich wurde vom Urgelände ein<br />
3-D-Laserscanning des gesamten Umfeldes<br />
durchgeführt. Auf dieser Basis<br />
wurde mit dem Programmsystem NX ein<br />
3-D-Modell des Bauwerks aufgebaut und<br />
daraus alle Ausführungspläne abgeleitet.<br />
Der etwas höhere Arbeitsaufwand zur<br />
Erarbeitung eines solchen Modells wird<br />
dabei durch mehrere Effekte aufgewogen:<br />
Als Nebenprodukt stehen sofort<br />
alle geometrischen Bauteil- und Erdbaumassen<br />
zur Verfügung, und am<br />
räumlichen System werden geometrische<br />
Probleme sofort erkannt, die<br />
konstruktive Detaillierung erleichtert.