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Nyelvtudományi közlemények 95. kötet (1996-1997) - MTA ...

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EIN FRÜHER VERSUCH, DIE UNGARISCHE MORPHOLOGIE SYSTEMATISCH AUFZUBAUEN 15<br />

es Vorgehen hätte Adelungs Grundsätzen widersprochen. "Ich habe mich<br />

bemüht — schreibt er in der Vorrede zu seiner Deutschen Sprachlehre (1781. 3)<br />

— das Wesen der deutschen Sprache in ihr selbst aufzusuchen, und daraus ist<br />

dann auch die Einrichtung der gegenwärtigen Sprachlehre entstanden, dagegen<br />

andere immer noch Copien der lateinischen sind". Es war seine Überzeugung,<br />

daß das Eigene jeder Sprache in ihr aufgesucht werden müsse (1782. 113).<br />

Verseghy schlißt sich ihm in dieser Überzeugung an. Er behauptet in der oben<br />

zitierten Ankündigung, daß er die ungarische Sprache wohl nach Adelungs System,<br />

zugleich aber nach ihrer Eigenart (genius) als eine "orientalische Sprache" 7<br />

darstellen wolle; an einer anderen Stelle (Proludium §.52) wirft er den<br />

ungarischen Grammatikern vor, daß sie diese wesentliche Eigenart ihrer Muttersprache<br />

nicht hinlänglich beachtet und durch Befolgung der lateinischen Norm<br />

die ungarische Realität fehlerhaft dargestellt hätten. Was Verseghy unter<br />

Adelungisches System versteht, ist — wenn man auf sein Vorgehen als Grammatiker,<br />

auf seine Praxis sieht — Adelungs Behandlung von Bildung und Flexion<br />

der Wörter, mit der späteren Kunstausdruck seine Morphologie. Diese beruht<br />

in der Tat auf der Ansicht, sie sei eine Lehre von den Wortformen, ihre Aufgabe<br />

aber nachzuweisen, wie diese, in ihrer Mannigfaltigkeit, charakteristischer<br />

Weise als eine Struktur aus drei Arten von Elementen (Wurzelwörter, Biegungsund<br />

Ableitungssylben) aufgebaut werden. 8<br />

3. Seit Sylvester (1539) haben die ungarischen Grammatiker zwischen ihrer Muttersprache<br />

und dem Hebräischen immer wieder auffallende Übereinstimmungen<br />

festgestellt. Im Proludium sucht Verseghy — ein tüchtiger Hebraist — diese in<br />

ihrer Natur, damit das Verhältnis beider Sprachen zu bestimmen. Er findet, daß jene<br />

7 Ein Vorgänger Verseghys als Grammatiker des Ungarischen, G. Komáromi Csipkés (um<br />

1628-1678) bezeugt schon für die Mitte des XVII. Jahrhunderts als eine geläufige Ansicht, daß die<br />

Sprachen in zwei Arten zerfallen, in orientalische und okzidentalische, wobei das Ungarische zur<br />

ersten gehört (Corp. Gr. 1866. 341-343). Verseghy übernimmt diese Ansicht, die zu seiner Zeit in<br />

der ungarischen Sprachforschung weit verbreitet war, und hält an ihr bis in sein Alterswerk fest.<br />

Komáromi Csipkés war näher der Meinung, daß das Ungarische nach Ursprung und Alter<br />

seit der babylonischen Sprachverwirrung als eine "lingua mater" besteht, kein Dialekt einer<br />

anderen Sprache ist, und daß es nach genus und genium zu den orientalischen gehört, unter diesen<br />

aber mit dem hebräischen die größte Ähnlichkeit aufweist.<br />

• In der Vorrede zu seiner Neuverfassten ungarischen Sprachlehre (1805) erzählt Verseghy,<br />

wie er am Anfang seiner Laufbahn als Schriftsteller die Unzulänglichkeit des Ungarischen in<br />

dessen damaligem Zustand gefühlt hat und im Ringen mit ihr sich "auf immer dunklere Nebenwege"<br />

verirrte. Der Ausweg war die Erkenntnis, daß die Erhebung der Sprache ihre grammatische<br />

und lexikalische Erforschung voraussetze, und Verseghy unternahm es zunächst "nach Adelungs<br />

Anweisung der ungarischen Analogie (d.h.den Regelmäßigkeiten der Wortformen) nachzuspüren".<br />

Nach der Beschreibung seiner Bemühungen faßt er das Ergebnis zusammen: "So fand ich<br />

den allgemeinen Gang der Bildungen der Wörter, in ihnen den Stoff zu den Hauptregeln, und<br />

endlich auch einzelne, von jenem allgemeinen Gang abweichende Wörter, ja sogar Gattungen, die<br />

ich ebenso viele Ausnahmen von den Hauptregeln betrachten mußte".<br />

<strong>Nyelvtudományi</strong> Közlemények 95 <strong>1996</strong>-<strong>1997</strong>.

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