Nyelvtudományi közlemények 95. kötet (1996-1997) - MTA ...
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EIN FRÜHER VERSUCH, DIE UNGARISCHE MORPHOLOGIE SYSTEMATISCH AUFZUBAUEN 21<br />
aufgenommen hat, sie setzen nur insgesamt drei weitere hinzu. 20 . Um festzustellen,<br />
ob ein Suffix als ein Kasuszeichen zu betrachten sei, verwendet Kiefer<br />
dasselbe Wortartkriterium, das Verseghy gerundet hat, ergänzt durch ein anderes,<br />
syntaktisches: ist die Inflexion ein Kasussuffix, so muss sie fähig sein, eine<br />
Kasusrelation zwischen Prädikat und Argument auszudrücken (1987. 97, 99).<br />
Die akademische Grammatik gebraucht gelegentlich die traditionellen Ausdrücke<br />
alany eset (Subjektkasus) und tárgy eset (Objektkasus), verwendet aber<br />
sonst das Wort eset (Kasus) als Bezeichnung eines grammatischen Begriffs nicht,<br />
ein Versuch, unter den Nominalsuffixen Kasusendungen zu unterscheiden wird<br />
nicht unternommen.<br />
Diese Haltung wirkt überraschend, die akademische Grammatik tritt damit aus<br />
einer Jahrhunderte alten Tradition heraus. Die Grammatiker des Ungarischen<br />
mochten in der Anzahl und der Bestimmung der Kasus in ihrer Muttersprache von<br />
einander abweichen; daß das Ungarische Kasus besitzt, wurde (soweit ich sehe)<br />
nicht bezweifelt, mit einer Ausnahme und die hieß Révai. Nach ihm gibt es im<br />
Ungarischen eigentlich keine Kasus, die Endungen, die in dieser Sprache scheinbar<br />
den lateinischen Kasusendungen entsprechen, sind genauer Wörter, auch für sich<br />
bedeutend, zumeist mit dem Wert von Postpositionen, umschreibende Wiedergaben<br />
der wahren Kasuszeichen des angesehener Lateinischen (Révai 1803. 203).<br />
Ein Repräsentant der ungarischen Sprachwissenschaft, L.Benkö nennt die<br />
akademische Grammatik von 1846 "die wichtigste grammatische Untersuchung<br />
ihres Zeitalters". Er tut es wohl mit guten Gründen. Ich finde immerhin, daß das<br />
Werk sich gegen den grundlegenden Fortschritt, den Verseghy durch die konsequente<br />
Durchführung der morphologischen Betrachtung erreicht hat, abweisend<br />
verhält, die Bahn, die dieser eröffnet hat, verschließt.<br />
Verseghys Rehabilitation, die richtige Einschätzung dessen, das er als<br />
Grammatiker des Ungarischen geleistet hat, beginnt erst gegen Ende des XIX.<br />
Jahrhunderts, mit dem Aufsatz Fr. Riedls (1880). Riedl strebt nach einer ausgewogenen<br />
Darstellung von Verseghys Sprachwissenschaft. Was den fatalen Gegensatz<br />
der beiden Gelehrten betrifft, gelangt er zum Resultat, daß Verseghy an Kenntnis<br />
und Schätzung der lebenden Sprache seinen Gegner übertraf, doch da er die<br />
historisch-vergleichende Methode nicht anwandte, die Formen der Sprache nicht<br />
erklären konnte. Der größte Fortschritt aber, den der Grammatiker Verseghy getan<br />
hat, seine erfolgreiche Bemühung, die Morphologie des Ungarischen auf einer<br />
festen Grundlage systematisch aufzubauen, konnte erst in unserem Jahrhundert,<br />
mit dem Aufschwung der grammatischen Forschung, nach ihrer historischen<br />
Bedeutung eingeschätzt werden.<br />
20<br />
Schon Antal nimmt (1961. 33) auch den Faktiv (-vá), und den Formalis (-ként) in die<br />
Liste der ungarischen Kasus auf, Kiefer als achtzehnten den Essiv (-«/). Faktiv und Essiv waren<br />
von Verseghy, da sie seinem Wortartkriterium nicht genügten, als Kasus ausdrücklich abgewiesen.<br />
<strong>Nyelvtudományi</strong> Közlemények 95 <strong>1996</strong>-<strong>1997</strong>.