VO Organische Chemie in der molekularen Biologie I
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<strong>VO</strong> <strong>Organische</strong> <strong>Chemie</strong> I 19. Am<strong>in</strong>e<br />
Die Tatsache, dass Am<strong>in</strong>e stärkere Basen s<strong>in</strong>d als Ammoniak, ist durch<br />
analoge Überlegungen zur Alkohol-Basizitat leicht erklärbar: Die<br />
elektronenabstoßende Wirkung <strong>der</strong> Alkylgruppen (Hyperkonjugationseffekt)<br />
stabilisiert die negative Ladung am N-Atom.<br />
+ −<br />
[ NH 4 ] ⋅[<br />
OH ]<br />
K B =<br />
= 10<br />
[ NH ]<br />
-4,76 für Ammoniak, also pKB = 4,76<br />
3<br />
+ −<br />
[ R − NH 3 ] ⋅[<br />
OH ]<br />
K B =<br />
für primäre Amide, z.B.<br />
[ R − NH ]<br />
CH3NH2<br />
2<br />
pKB = 3,36 (d.h. KB = 10 -3,36 => um e<strong>in</strong>e Zehnerpotenz stärker als Ammoniak)<br />
(CH3)2NH pKB = 3,29 (Zunahme nicht mehr so ausgeprägt)<br />
(CH3)3N pKB = 4,26 (schwächere Base als vorhergesagt)<br />
Aufgrund <strong>der</strong> drei Alkylreste wird erwartet, dass tertiäre Am<strong>in</strong>e die stärksten Basen unter den<br />
Am<strong>in</strong>en s<strong>in</strong>d, was sich jedoch als falsch erweist. Erklärung: Die pKB-Werte beziehen sich auf<br />
e<strong>in</strong> Gleichgewicht <strong>in</strong> wässriger Lösung, <strong>in</strong> <strong>der</strong> außer <strong>der</strong> Protolyse noch an<strong>der</strong>e Faktoren zum<br />
Tragen kommen. Die geladenen Endprodukte <strong>der</strong> Autoprotolyse liegen hydratisiert vor, d.h.<br />
sie s<strong>in</strong>d von Wassermolekülen umgeben und bilden mit diesen nicht nur ionische, son<strong>der</strong>n<br />
auch Wasserstoffbrückenb<strong>in</strong>dungen.<br />
E<strong>in</strong> tertiäres Am<strong>in</strong> (R3–NH + ) kann dabei nicht so viele H-Brücken ausbilden wie e<strong>in</strong> primäres<br />
Am<strong>in</strong> (R–NH3 + ) und ist daher weniger hydratisiert. Somit ist auch se<strong>in</strong>e bei <strong>der</strong><br />
Hydratisierung freiwerdende Hydratationsenthalpie ger<strong>in</strong>ger => das Gleichgewicht wird<br />
etwas mehr auf die l<strong>in</strong>ke Seite verlagert, die Base ist schwächer.<br />
Untersuchungen <strong>in</strong> nicht wässrigen Lösungsmitteln bzw. im gasförmigen Zustand haben<br />
ergeben, dass dort tertiäre Am<strong>in</strong>e noch stärkere Basen s<strong>in</strong>d als sekundäre, womit die<br />
ursprüngliche Idee ihre Berechtigung hat.<br />
Am<strong>in</strong>e bilden mit Säuren Salze, die natürlich bei Zimmertemperatur kristall<strong>in</strong>isiert und<br />
wasserlöslich s<strong>in</strong>d und hohe Schmelzpunkte haben.<br />
z.B. CH3NH2 + HCl => CH3NH3 + Cl – Methylammoniumchlorid<br />
Daher kann man den <strong>in</strong>tensiven Geruch von Fisch beseitigen, <strong>in</strong>dem man dessen Fleisch mit<br />
schwachen Säuren wie z.B. verdünntem Essigwasser behandelt, womit die Am<strong>in</strong>e <strong>in</strong> nicht<br />
flüchtige Ammoniumsalze überführt werden.<br />
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