VO Organische Chemie in der molekularen Biologie I
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<strong>VO</strong> <strong>Organische</strong> <strong>Chemie</strong> I 13. Stereoisomerie, Teil 2: Chiralität<br />
2. Die zwischen<strong>molekularen</strong> Kräfte zwischen A(+) und A(+) s<strong>in</strong>d stärker: Es ergibt sich<br />
e<strong>in</strong>e Mischung aus A(+)/A(+)- und A(–)/A(–)-Kristallen<br />
=> racemisches Gemisch (auch Konglomerat)<br />
Der 1. Fall ist mit Abstand <strong>der</strong> häufigste. Racemische Verb<strong>in</strong>dungen haben oftmals an<strong>der</strong>e<br />
physikalische Eigenschaften (z.B. höherer Fp) als die re<strong>in</strong>en Stoffe (vgl. Tabelle unten).<br />
Stoff: We<strong>in</strong>säure [] 25 D Fp (°C) Dichte (g/cm 3 ) Löslichkeit (g/100 ml H2O)<br />
(+) +11,98 170 1,76 147<br />
(–) –<br />
11,98<br />
170 1,76 147<br />
Racemat 0 205 25<br />
Meso-Ws. 0 140 1,66 120<br />
Wechselwirkungen von chiralen Stoffen<br />
Die Wechselwirkung e<strong>in</strong>es chiralen Moleküls A(+) mit e<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>en chiralen Molekül B(+)<br />
ist an<strong>der</strong>sartig als die Wechselwirkung von A(+) mit B(–): Wenn z.B. A e<strong>in</strong>e Säure und B<br />
e<strong>in</strong>e Base ist, hat das im ersten Fall entstehende Salz die Form A(+)/B(+) und das im zweiten<br />
Fall entstehende Salz die Form A(+)/B(–).<br />
Diese beiden Salze s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e Enantiomere und haben daher verschiedene Eigenschaften<br />
=> auch die Wechselwirkungen müssen verschieden se<strong>in</strong>!<br />
Die Regel <strong>der</strong> übere<strong>in</strong>stimmenden Eigenschaften gelten nur so lange, bis e<strong>in</strong>e Wechsel-<br />
wirkung mit e<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>en chiralen Molekül auftritt.<br />
Vergleich aus dem täglichen Leben: Zieht man den (chiralen) l<strong>in</strong>ken Schuh am<br />
(chiralen) l<strong>in</strong>ken Fuß an, ist die Wechselwirkung (Schuh passt) e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e, als wenn<br />
man den l<strong>in</strong>ken Schuh am rechten Fuß anzieht (Schuh passt nicht).<br />
Diese an<strong>der</strong>sartigen Wechselwirkungen spielen e<strong>in</strong>e wichtige Rolle <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Biologie</strong> und<br />
Biochemie: Sämtliche physiologischen Wirkungen von Stoffen (Pharmaka, Gifte, Nahrung...)<br />
treten mit unserem Organismus <strong>in</strong> Wechselwirkung, <strong>in</strong> dem viele chirale Systeme (Enzyme,<br />
Rezeptoren...) vorkommen<br />
=> S- und R-Isomere haben durchaus verschiedene physiologische Wirkungen!<br />
• L-Asparag<strong>in</strong> ist e<strong>in</strong>e sehr häufig vorkommende Am<strong>in</strong>osäure. Sie verursacht u.a. den<br />
leicht bitteren Geschmack des Spargels (lat. asparagus).<br />
D-Asparag<strong>in</strong> kommt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Natur sehr selten vor und schmeckt süß.<br />
• Es gibt auch Beispiele, wo das e<strong>in</strong>e Enantiomer giftige Wirkung zeigt und das an<strong>der</strong>e<br />
nicht: Das Contergan, e<strong>in</strong> mediz<strong>in</strong>isch gesehen ausgezeichnetes Schlafmittel,<br />
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