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Dokument 1.pdf - OPUS - Universität Würzburg

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Die Natur als Projektionsraum: Maryse Condés Traversée de la Mangrove 241<br />

là les trouées plus claires des bananeraies. Veillant là-dessus, la montagne,<br />

terrible. (Traversée 161)<br />

Der verworrene, wuchernde Eindruck, den sie zu Beginn ihres Aufenthalts hat, nimmt in<br />

gewisser Weise bereits ihr tragisches Schicksal vorweg, denn die Parasiten, die sie in den<br />

Pflanzen des Waldes zu sehen glaubt, kehren in ihren Gedanken noch zweimal wieder.<br />

Erstickt doch Rosas erste Tochter, ihre Hoffnungsträgerin, an weißen Würmern, die sich in ihr<br />

gebildet hatten. Rosa wehrt sich nach diesem Schlag gegen jede weitere Schwangerschaft,<br />

auch die mit Vilma: „J’aurais voulu l’expulser avant son temps. Or, je la sentais accrochée à<br />

mes parois, parasite, vorace, se nourissant malgré moi de ma chair et de mon sang“<br />

(Traversée 166).<br />

Francis Sancher ist der einzige Neuankömmling, der ein intimes Verhältnis zu seiner<br />

natürlichen Umgebung aufbaut. Er pflegt in seinem Garten ein Gemüsebeet und unternimmt<br />

täglich rätselhafte Spaziergänge durch den Wald 42 , von denen er erst bei Dämmerung<br />

zurückkehrt. Auch er kennt die Namen der Bäume, die er Sonny auf gemeinsamen<br />

Spaziergängen erklärt, und die heilsame Wirkung der Kräuter, die er während seiner Tätigkeit<br />

als Arzt in Ermangelung pharmazeutischer Präparate erlernte.<br />

9.2.4 Der Vulkan<br />

Der Vulkan Guadeloupes, die Soufrière, spielt verglichen mit den bereits behandelten<br />

Naturelementen nur eine untergeordnete Rolle. Aus den Erinnerungen Cyrilles und Miras<br />

wird deutlich, dass sich Francis Sancher in der Erwartung seines Todes einen Ausbruch des<br />

lange so ruhigen Vulkans herbeiwünschte, um nicht alleine in den Tod gehen zu müssen:<br />

Je voudrais que ce petit volcan qui vous fait tellement peur et que vous guettez<br />

chaque matin retrouve sa vigueur des commencements et pète. PÈTE. Un soleil,<br />

plus soleil que le soleil, jaillirait de sa bouche-cratère. Des cendres soufrées aussi<br />

et nous mourrions tous. Tous ensevelis sans avoir le temps de dire ouf. Mourir<br />

tout seul, mourir une seule et unique fois, voilà ce qui est horrible! (Traversée<br />

230)<br />

Der Wunsch, der Vulkan möge die Insel dem Erdboden gleichmachen, ist gepaart mit<br />

Sanchers vergeblichen Mühen, sich vom Fluch, der über seiner Familie lastet, zu befreien. 43<br />

Die Darstellung des Ausbruchs evoziert die Apokalypse und zugleich einen archetypischen<br />

Neuanfang; eine Neugeburt, die sich Sancher in seinem Leben so sehr gewünscht hat. 44 Die<br />

Sonne, Essenz allen Lebens und dennoch Zerstörerin, bricht aus dem Mund des Vulkans<br />

hervor und gibt der Insel den Todeskuss. Da der Ascheregen, der die Inselbewohner unter sich<br />

42 Cf. Traversée 44.<br />

43 Cf. Traversée 41.<br />

44 Cf. Traversée 42.

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