05.08.2013 Aufrufe

Dokument 1.pdf - OPUS - Universität Würzburg

Dokument 1.pdf - OPUS - Universität Würzburg

Dokument 1.pdf - OPUS - Universität Würzburg

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Patrick Chamoiseaus problematischer Schritt in die Welt 293<br />

im Dreck. 21 Am Ende des Kapitels deutet sich jedoch ein hoffnungsvoller Ausweg aus den<br />

bedrückenden Lebensbedingungen der Menschen an:<br />

Plus la ville allait et plus les hommes ne savaient plus comment être ensemble, et<br />

la ville qui défaisait tout ne leur confiait aucune réponse, sinon celle d’une liberté<br />

tout soudain effrayante, ou secrètement paralysante. Sinon l’exigence d’un<br />

imaginaire autre qu’ils n’avaient pas encore. 22<br />

Um zu einem positiven Konzept von Urbanität zu gelangen, ist die Schaffung einer neuen<br />

Vorstellungswelt notwendig, die die negativen Vorzeichen der Entwicklung umzuwerten<br />

vermag. Dieser Gedanke verweist auf das nachfolgende Kapitel des Neubeginns, in dem der<br />

Autor erwartungsgemäß seinen Entwurf eines neuen „imaginaire“ vorstellt.<br />

Durch die Arbeit der Urbanisten und der so genannten „hommes nouveaux“ wird die<br />

Idee eines neuen Stadttypus geboren, der auf dem Prinzip des Zufalls aufbaut und die frei<br />

schöpferischen Kräfte der Städte aktiviert. Es bildet sich eine neue Form der Gemeinschaft,<br />

die auf Solidarität jenseits wirtschaftlicher und politischer Interessen aufbaut und sich auf die<br />

Natur zurückbesinnt:<br />

Ils réinventaient des solidarités, rétablissaient des trocs, sacralisaient le don, se<br />

nouaient des familles hors de toute biologie avec juste les couleurs de l’esprit; ils<br />

parlaient aux arbres, cultivaient des jardins au rythme des pleines lunes et des<br />

secrets anciens, et croyaient entendre les chants premiers de la nature; ils avaient<br />

oublié les règles des nouvelles sociétés et se forgeaient des fraternités<br />

transversales, sans souci de conquête ou de domination, sans souci de croissance<br />

ou de production forte. J’ai vu les villes de ces frères en mouvement. 23<br />

Doch bleibt die Entwicklung der Stadt nicht auf der Stufe dieser utopischen<br />

Idealgemeinschaften stehen. Vielmehr verbinden sich die Städte untereinander zu einem Netz,<br />

dessen Kommunikationsschild eine virtuelle Megastadt ausbildet: die „méta-ville<br />

immatérielle.“ Die weltumspannende méta-ville wiederum ist jeden Bezugs zur Materialität,<br />

zum Körper und zur Natur enthoben 24 . Gleichzeitig betont der Autor aber ihre Offenheit für<br />

alle möglichen Lebensformen – also auch die der Naturverbundenheit. Die Rolle der Natur<br />

bleibt weiterhin widersprüchlich: „ils n’avaient plus de paysages (ou ils les avaient tous)“. 25<br />

Dennoch scheitert die méta-ville wie alle anderen bisher dagewesenen Formen von<br />

Urbanität. Ein Erneuerungsversuch führt weg von der virtuellen méta-ville zurück zum realen,<br />

konkreten Ort, in dem die Bewohner in engem Bezug zur Natur ihr Körpergefühl<br />

21<br />

Cf. „Les choses avaient bien peu changé même si tous les paysages s’étaient éteints ou abîmés.“ Ibid. 56.<br />

22<br />

Ibid. 55f.<br />

23<br />

Ibid. 61f.<br />

24<br />

Cf. „La méta-ville était déprise de toute géographie et exprimait le vu secret de toutes villes, et des villes<br />

premières: celui de ne plus souffrir des vents et des boues de la terre, des montées du fleuve et des bonds des<br />

grands fauves. Puis celui de se déprendre du diktat naturel pour mieux soulever en l’homme la part nonanimale.“<br />

Ibid. 63.<br />

25<br />

Ibid. 69.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!