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Dokument 1.pdf - OPUS - Universität Würzburg

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Das Romanwerk von Jacques Stephen Alexis 73<br />

er eine „petite Hespéride“ (Nègre 1) 21 , in der die haitianische Bevölkerung hinter die Masken<br />

von „Artémis“ (Nègre 4), „Minerve“ (Nègre 34) und Jupiter 22 tritt. Der Titel des Romans ist<br />

in diesem Sinn ausgesprochen gut getroffen. Er trägt einer Entfremdung Rechnung, die sich<br />

bis in die Struktur des Textes einschleicht und Le Nègre masqué als literarisches<br />

Musterbeispiel zu Fanons Peau noire, masques blancs 23 qualifiziert.<br />

3.2 Der Intertext:<br />

Le Nègre masqué, Gouverneurs de la rosée und Compère Général Soleil<br />

In Compère Général Soleil setzt sich Jacques Stephen Alexis mit dem Roman seines Vaters<br />

auseinander. Die Handlung spielt kurze Zeit nach den Abenteuern Roger Sainclairs. Sie<br />

erstreckt sich über einen Zeitraum von zwei bis drei Jahren und endet im Oktober des Jahres<br />

1937, als der dominikanische Diktator Trujillo mehrere zehntausend haitianische<br />

Zuckerrohrarbeiter töten lässt, die zuvor im Zuge einer „traite verte“ zugunsten<br />

amerikanischer Zuckerproduzenten ins Land geholt wurden. 24<br />

Hilarion, der eines Abends vor Hunger in eine Villa eingebrochen ist, landet im<br />

Gefängnis und lernt dort den berühmten Widerstandskämpfer und wohlhabenden Mulatten<br />

Pierre Roumel kennen. Dieser verspricht ihm Hilfe bei der Arbeitssuche. In Roumels illegaler<br />

kommunistischer Oppositionsgruppe, die Hilarion nun häufig frequentiert, befindet sich auch<br />

der junge Arzt Jean-Michel, der nach und nach Hilarions Epilepsie heilt. Inzwischen hat<br />

Hilarion Claire-Heureuse kennengelernt und ist mit ihr zusammengezogen. Abends besucht er<br />

die Schule und lernt fasziniert die haitianische Geschichte kennen. Langsam wird er sich<br />

seiner Lage als schwarzer Proletarier bewusst. Er beginnt, sich für die Sache der<br />

Kommunisten zu begeistern und politisch-wirtschaftliche Zusammenhänge zu begreifen. Als<br />

Hilarion seine Arbeit verliert und sein Haus abbrennt, geht er mit seiner Frau in die<br />

Dominikanische Republik zu seinem Cousin Josaphat. Dort brechen nach Streiks der<br />

Zuckerrohrarbeiter politische Unruhen aus. Hilarion und Claire-Heureuse können knapp<br />

einem Massaker an den haitianischen Zuwanderern entgehen. Sie fliehen mit ihrem<br />

neugeborenen Kind Désiré in Richtung Grenze. Auf der Flucht kommen das Kind und<br />

Hilarion ums Leben. Claire-Heureuse bleibt an der haitianischen Grenze allein zurück.<br />

21<br />

Cf. auch die in den Text eingefügten Zitate von Properz, Valery, Shakespeare und Annuzierque (Nègre 60, 73,<br />

86, 171).<br />

22<br />

Cf. Sainclair als Widerstandskämpfer: „Roger devenait alors une force naturelle, inconsciente et dévastatrice.<br />

Son regard chargé de foudre n’était pas soutenable.“ (Nègre 145, Cf. auch 155).<br />

23<br />

Frantz Fanon, 1952.<br />

24<br />

Cf. René Depestre, 1980, 190. Depestre weist auf eine vergleichbare Ausbeutung von haitianischen Arbeitern<br />

in Kuba hin, die ebenfalls Opfer einiger Massaker wurden. Der Roman Gouverneurs de la rosée thematisiert<br />

diesen Menschenhandel in Richtung Kuba am Rande. Dort kann Manuel trotz der Strapazen der<br />

menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen nach einigen Jahren aus Kuba zurückkehren.

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