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Dokument 1.pdf - OPUS - Universität Würzburg

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Patrick Chamoiseaus problematischer Schritt in die Welt 321<br />

Richard Watts kommt in seinem Artikel „’Toutes ces eaux!’: Ecology and Empire in<br />

Patrick Chamoiseau’s Biblique des derniers gestes.“ ebenfalls zu dem Schluss, das das<br />

Wasser eine prägendes poetisches Modell für die Konstruktion des Roman ist. Er begründet<br />

dies jedoch nur durch die wechselnde Erzählperspektive, die nicht bei der Sicht des Erzählers<br />

verharrt, sondern bisweilen übergangslos in eine Ich-Erzählung Balthazars einmündet. Als<br />

weitere Argumente führt er die Bedeutung des Wassers für den Inhalt des Romans und die<br />

Identitäten von Romanfiguren wie Déborah-Nicol, Kalamatia und Polo Carcel, die einem<br />

fließenden, zwischengeschlechtlichen Bereich angehören 102 .<br />

Watts’ Hauptthese zielt auf eine andere Bedeutung des Wassers für Biblique des<br />

derniers gestes ab. Er sieht im Gebrauch, die der Text von der Metapher des Flüssigen macht,<br />

eine „manifestation of the shifting cultural formations in the Caribbean“ 103 . Der Umgang des<br />

Textes mit der Wasserthematik weise darauf hin, dass sich der Roman im Spannungsbereich<br />

zwischen lokalen und globalen Interessen bewege. Watts Argumentation fußt auf der Passage,<br />

in der Balthazar und L’Oubliée in der heiligen Quelle vor der Verfolgung durch Yvonnette<br />

Zuflucht finden. In einer Fußnote plädiert Balthazar für die „Droits universels de l’eau“<br />

(Biblique 215). Hier gehe der Text, so Watts, über einen „spiritually-charged<br />

environmentalism“ 104 hinaus, der Gefahr laufe, geopolitische Probleme zu vereinfachen: „It is<br />

in this turn to ecology and, in particular, Bibidji’s pronouncements on the importance of water<br />

that the tension between fixity and displacement, between nationalism and nomadism,<br />

becomes clear.“ 105 . Das weltumspannende Interesse für das kostbare Gut Wasser ziehe<br />

letztendlich immer eine Lösungssuche auf lokaler Ebene nach sich. Watts argumentiert<br />

folglich: „that ecological consciousness and, in particular, the protagonist’s relation to water<br />

construct Martinican particularity, but they also catapult Martinique into Empire, the network<br />

of interests that govern contemporary global cultural and economic relations.“ 106 . Der gleiche<br />

Spannungsbogen zwischen dem Sprung in die Welt und dem Verhaftetsein auf heimatlichem<br />

Boden kam auch im Livret des villes du deuxième monde zum Ausdruck.<br />

12.8.3 Toute-guerre<br />

Mit Biblique des derniers gestes kehrt erstmals ein Roman Chamoiseaus der Insel Martinique<br />

den Rücken und geht auf eine Weltreise. Der Roman scheint mit Chamoiseaus Ankündigung<br />

einer „grande Geste“, in der sich die „Lieux“ der „Pierre-monde“ zu vernetzten Schauplätzen<br />

102<br />

„This formlessness or fluidity that supercedes all form is evidently a virtue in the text: in narration, as I<br />

suggested earlier, but also in identity, particularly sexual identity.“ Richard Watts, 2003, 907.<br />

103<br />

Ibid. 898.<br />

104<br />

Ibid. 905.<br />

105<br />

Ibid. 900.<br />

106<br />

Ibid. 900f.

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