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Dokument 1.pdf - OPUS - Universität Würzburg

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Patrick Chamoiseaus problematischer Schritt in die Welt 296<br />

angehören, sondern in einer Welt des Wunderbaren, der so genannten „zweiten Welt“, leben,<br />

mit der sie über zahllose Spiegel in Kontakt stehen. Als Sarah stirbt, wendet Déborah-Nicol,<br />

deren Liebe zu Sarah weit über die gewöhnliche Schwesternliebe hinausgeht, all ihre Kraft<br />

auf, um herauszufinden, wo diese „zweite Welt“ zu finden ist, damit sie mit Sarah in Kontakt<br />

treten kann. Zusammen mit Balthazar schreiben sie ein kleines Heft, das „Livre des Lieux du<br />

deuxième monde“, in dem sie alle möglichen Orte festhalten, an denen sich Sarah aufhalten<br />

könnte. Erst während seiner Agonie erkennt Balthazar, dass es diesen Ort in seiner Reinform<br />

nicht geben kann, sondern dass er nur in Momenten des Glücks zeitweise aufscheint. Als<br />

Balthazar nach einem längeren Aufenthalt bei Man L’Oubliée zu Déborah-Nicol zurückkehrt,<br />

sind das Haus und seine Bewohner dem Verfall geweiht. Ohne dass er etwas dagegen<br />

unternehmen kann, stirbt Déborah-Nicol. Anaïs-Alicia verschwindet spurlos und das Haus<br />

verfällt.<br />

Aus Wut über seine Ohnmacht nimmt Balthazar das Leben eines nègre marron auf und<br />

verteidigt wie ein Robin Hood die Belange der armen Bevölkerung gegen die Obrigkeit. Auf<br />

seinen Streifzügen lernt er den Hermaphrodit Polo Carcel kennen, der ihm den damnyé-Tanz<br />

beibringt, die Fischerin Kalamatia, deren Dorf er von einem Ungeheuer befreit, und die<br />

leprakranke Aurestia, die er bis zu ihrem Tod auf Désirade begleitet. Es schließt sich die<br />

Phase der Unabhängigkeitskriege an, deren Ereignisse bereits in den vorangegangenen Text<br />

eingestreut waren.<br />

Das letzte Kapitel, „Incertitudes sur les restants d’amours de son âge en vieux-corps“,<br />

zeigt Balthazar bei seiner Rückkehr nach Martinique. Nach einer aktiven Phase der Präsenz in<br />

den Medien Martiniques, während der er die Bevölkerung auf vergangene Werte aufmerksam<br />

machen und gegen die Dominierung aufrütteln will, zieht er sich in sein Privatleben zurück.<br />

Auslöser dafür ist der Tod seiner jungen drogensüchtigen Verwandten Caroline, die er nicht<br />

von der Abhängigkeit befreien konnte. Nun folgt ein geruhsames Leben im Umfeld seines<br />

Hauses und seines kreolischen Gartens, seiner Orchideen und Kolibris bis zu dem Tag, an<br />

dem er zu sterben beschließt.<br />

Der Höhepunkt der Sterbewache ist am Schluss des Romans erreicht. Kurz vor<br />

Balthazars Tod, den der Roman nicht mehr berichtet, erscheint die von allen erwartete und<br />

gefürchtete Hexe Yvonnette. Balthazar gelingt der endgültige Sieg über sie, indem er ihr Güte<br />

und Liebe, „amour-grand“, entgegenbringt. Geschlagen verlässt Yvonnette die Runde und<br />

scheint sich in Nichts aufzulösen. Auch Man L’Oubliée erweist ihrem Schützling die letzte<br />

Ehre. Doch dass dies alles tatsächlich passiert ist, kann der Erzähler im Moment der<br />

Abfassung schon nicht mehr garantieren.

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