Teil I Gesetzliche, tarifliche und faktische Entwicklung der Altersteilzeit
Teil I Gesetzliche, tarifliche und faktische Entwicklung der Altersteilzeit
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Arbeitnehmerkammer Bremen<br />
auf die Fortentwicklung des <strong>Altersteilzeit</strong>gesetzes im Jahre 2000 zurückführen. Als<br />
Reaktion auf die zwei Än<strong>der</strong>ungen des <strong>Altersteilzeit</strong>gesetzes (1. Januar/1. Juli 2000)<br />
wie auch auf die darauf aufbauenden Tarifverträge in wichtigen Branchen (Tarifr<strong>und</strong>e<br />
2000) lässt sich die weitere Steigerung <strong>der</strong> <strong>Altersteilzeit</strong>-Erstattungsanträge im Jahre<br />
2001 verstehen: Wurden im Jahre 2000 r<strong>und</strong> 38.900 <strong>Altersteilzeit</strong>-Erstattungsanträge<br />
gestellt, von denen etwa 34.600 bewilligt wurden, so wurden im Jahre 2001<br />
bereits r<strong>und</strong> 50.000 <strong>Altersteilzeit</strong>-Erstattungsanträge gestellt, von denen etwa 46.200<br />
bewilligt wurden. Im Jahre 2002 ist eine weitere Steigerung festzustellen: Nunmehr<br />
wurden über 54.000 <strong>Altersteilzeit</strong>-Erstattungsanträge gestellt, von denen etwa<br />
49.500 bewilligt wurden (vgl. Tabelle 2). Die Anzahl <strong>der</strong> gestellten Anträge auf<br />
Vorabentscheidung erhöhte sich von etwa 33.000 im Jahre 2000 auf nahezu 37.800<br />
im Jahre 2001, verringerte sich jedoch im Jahre 2002 wie<strong>der</strong> auf ca. 31.750<br />
Anträge (vgl. Tabelle 2).<br />
Die Ausgaben <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esanstalt für Arbeit für die <strong>Altersteilzeit</strong>-Zuschüsse haben sich<br />
gegenüber dem Jahre 2000 im Jahre 2001 mehr als verdoppelt. Als Hauptgr<strong>und</strong> für<br />
den Kostenanstieg gilt die hohe Zahl <strong>der</strong> För<strong>der</strong>anträge durch die Arbeitgeber.<br />
Offenbar wird mittlerweile die Wie<strong>der</strong>besetzung aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Erleichterungen des<br />
neuen <strong>Altersteilzeit</strong>gesetzes (1. Januar 2000) vermehrt von den Betrieben praktiziert.<br />
Während die Anzahl <strong>der</strong> bewilligten <strong>Altersteilzeit</strong>-Anträge (incl. <strong>der</strong> bewilligten Anträge<br />
auf Vorabentscheidung) kumuliert Ende 2000 etwa 150.000 Fälle betrug, so hat sich<br />
diese Anzahl <strong>der</strong> bewilligten Anträge bis Ende 2001 auf ca. 230.000 <strong>Altersteilzeit</strong>-<br />
Fälle kumuliert, bis Ende 2002 sogar auf insgesamt ca. 310.400 <strong>Altersteilzeit</strong>-Fälle.<br />
Damit hat sich die Anzahl <strong>der</strong> bewilligten Anträge in den beiden Jahren nach <strong>der</strong><br />
Än<strong>der</strong>ung des <strong>Altersteilzeit</strong>gesetzes (Jahr 2000) mehr als verdoppelt.<br />
Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Daten im Meldeverfahren zur Sozialversicherung geht die B<strong>und</strong>esanstalt<br />
für Arbeit davon aus, dass die Zahl aller in <strong>Altersteilzeit</strong> beschäftigten Arbeitnehmer<br />
etwa 3 ½ bis 4 mal höher ist als die Zahl <strong>der</strong> geför<strong>der</strong>ten Fälle nach <strong>der</strong> Bestandsstatistik.<br />
„Die Differenz zwischen existierenden <strong>und</strong> geför<strong>der</strong>ten <strong>Altersteilzeit</strong>-Fällen<br />
bedeutet nicht unbedingt, dass nur je<strong>der</strong> dritte o<strong>der</strong> gar vierte <strong>Altersteilzeit</strong>-<br />
Arbeitsplatz wie<strong>der</strong>besetzt wird, da die Betriebe sich nur für die Erstattung qualifizieren,<br />
wenn <strong>der</strong> freigewordene Arbeitsplatz durch einen Arbeitslosen o<strong>der</strong> einen nach<br />
<strong>der</strong> Ausbildung übernommenen Arbeitnehmer wie<strong>der</strong>besetzt wird.“ 29 Gleichwohl zeigt<br />
uns die Beobachtung <strong>der</strong> Personalpolitik in Großbetrieben, dass <strong>Altersteilzeit</strong> vielfach<br />
dazu genutzt wird, den Personalbestand sozialverträglich zu reduzieren.<br />
Die Betriebs- <strong>und</strong> Personalräte-Befragung des WSI weist nach, dass zwischen den<br />
Variablen „<strong>Altersteilzeit</strong>“ <strong>und</strong> „Personalabbau“ ein signifikanter Zusammenhang<br />
besteht: „In <strong>der</strong> Privatwirtschaft bauten 58 Prozent aller Betriebe mit <strong>Altersteilzeit</strong>-<br />
Regelung regulär beschäftigtes Personal ab, während in Betrieben ohne <strong>Altersteilzeit</strong><br />
dies nur bei 36 Prozent <strong>der</strong> Fall war. Auch im öffentlichen Dienst ist <strong>der</strong> Personalab-<br />
29 Dies., a. a. O., S. 110.