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Teil I Gesetzliche, tarifliche und faktische Entwicklung der Altersteilzeit

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Arbeitnehmerkammer Bremen<br />

„Und dann gibt es den Gr<strong>und</strong>, das muss man ja auch einmal sagen, es gibt ja auch<br />

Menschen, die wollen <strong>Altersteilzeit</strong> nicht in Anspruch nehmen o<strong>der</strong> Modelle, die<br />

wesentlich später greifen. Es gibt ja auch noch die Chance, wenn man so mit 59<br />

beginnt <strong>und</strong> nach zwei Jahren <strong>Altersteilzeit</strong> dann mit 61 aufhört, solche Modelle gibt<br />

es auch. Wir lassen das ja noch zu. Weil ja es auch nicht so ist, dass man hier sagen<br />

muss, unsere Arbeit ist unattraktiv. Es gibt ja auch manchmal Momente, wo sich viele<br />

Beschäftigte sagen: „Bloß raus aus <strong>der</strong> Bude.“ Das hat man zum Beispiel bei den<br />

<strong>Entwicklung</strong>singenieuren auch nicht, trotzdem haben wir da einen hohen Anteil, wo<br />

auch viele sagen: „Na gut, jetzt reicht‘s, okay“, aber es gibt nicht so eine Stimmung:<br />

„Bloß raus aus <strong>der</strong> Bude“. Als Ingenieur kann man ja auch im höheren Alter noch<br />

arbeiten. Es gibt hier auch Kollegen, die eben sagen, okay, ich arbeite länger o<strong>der</strong><br />

höre dann mit 63 o<strong>der</strong> 62 dann so auf, ohne eine Vereinbarung. Das geht ja auch!<br />

Also, das ist unterschiedlich. Und es gibt auch welche, die eben durcharbeiten. Es<br />

kommt auch immer darauf an, in welcher Situation sich je<strong>der</strong> Einzelne befindet.“<br />

(Betriebsrat)<br />

Nach Aussage des Betriebsrates nehmen die Beschäftigten in <strong>Altersteilzeit</strong> eine<br />

Güterabwägung zwischen Einkommenseinbußen aufgr<strong>und</strong> des vorzeitigen Ruhestandes<br />

<strong>und</strong> den im Ruhestand angestrebten Lebenszielen vor. Das Ausmaß <strong>der</strong> Identifikation<br />

mit <strong>der</strong> beruflichen Tätigkeit interveniert zudem als Variable bei <strong>der</strong> Entscheidung<br />

über den Zeitpunkt des Ausscheidens aus dem Berufsleben:<br />

„Ja, ich sag mal so, es gibt alles, meiner Einschätzung nach, nur was ich von<br />

Gesprächen kenne, ich habe jetzt, wie gesagt, keine Statistiken. Statistiken sind aber<br />

auch immer so eine Sache. Ich habe so das Gefühl, dass es hier Kollegen <strong>und</strong><br />

Kolleginnen gibt, die einfach sagen: „So, ich habe ein persönliches Lebensziel. Ich<br />

habe noch etwas vor. Ich komme aus mit dem Geld.“ Und das ist ja auch immer ein<br />

wichtiger Faktor, das ist ja das an<strong>der</strong>e. Diejenigen, die in schlechten Arbeitsbedingungen<br />

sind <strong>und</strong> nicht gut verdienen, sagen sich: „Ich möchte eigentlich aufhören, aber<br />

ich kann es mir eigentlich nicht leisten, weil bei 12 Prozent Abschlag meiner Rente<br />

bleibt mir nicht genug zum Leben. Das ist für mich nicht leistbar.“ Deswegen gibt es<br />

hier alles. Wir haben hier Kollegen, die sich sagen: „So, ich habe noch etwas vor. Ich<br />

will noch die Welt kennen lernen!“, o<strong>der</strong> noch eine Reise machen, alles das, was man<br />

noch vielleicht so machen kann. Und dann gibt es noch Kollegen, die sich sagen: „Ich<br />

mag meine Arbeit. Ich weiß gar nicht so recht, was ich machen soll, wenn ich jetzt<br />

schon mit 60 zu Hause wäre.“ O<strong>der</strong> Kollegen, die noch früher zu Hause wären, mit<br />

57,5 ist ja das Frühstmögliche nach unserem Modell, die würden ja mit 55 die<br />

<strong>Altersteilzeit</strong> beginnen, dann zweieinhalb Jahre noch voll arbeiten, also 5-Jahres-<br />

Vertrag mit zweieinhalb Jahren Arbeit, <strong>und</strong> dann würden sie ja schon mit 57,5 zu<br />

Hause sein <strong>und</strong> dann mit 60 in Rente frühzeitig gehen mit dem vollen Abschlag.“<br />

(Betriebsrat)<br />

Im Gegensatz zu manchen Montagebereichen in <strong>der</strong> Automobilindustrie, wo häufig<br />

das Blockmodell „55 – 57 ½ - 60 Jahre“ aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> belastenden Arbeitsbedingungen<br />

(Schichtarbeit) gewählt wird, wählen die <strong>Entwicklung</strong>singenieure im Airbus-Werk

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