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Teil I Gesetzliche, tarifliche und faktische Entwicklung der Altersteilzeit

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Arbeitnehmerkammer Bremen<br />

Bezüglich <strong>der</strong> Auszahlung <strong>der</strong> Abfindung wird den „Belegschaftsmitglie<strong>der</strong>n“ die<br />

folgende Wahlmöglichkeit eingeräumt: „Die Abfindung wird bei Beendigung des<br />

Beschäftigungsverhältnisses fällig. Das Belegschaftsmitglied hat wahlweise die<br />

Möglichkeit, sich die Abfindungssumme ratierlich über 14 Jahre auszahlen zu lassen.<br />

Der Betrag wird mit einem Zinssatz von 5 % p.a. verzinst.“ (Betriebsvereinbarung)<br />

Dabei sind die Betriebsvertragsparteien von Durchschnittswerten ausgegangen: Ein<br />

„Stahlwerker“, <strong>der</strong> mit 60 Lebensjahren nach <strong>der</strong> <strong>Altersteilzeit</strong>-Phase (Blockmodell:<br />

55 – 57 ½ - 60) in den vorgezogenen Ruhestand geht, würde gemäß durchschnittlicher<br />

Lebenserwartung (74 Lebensjahre) 14 Jahre lang sich die Abfindung in monatlichen<br />

Raten auszahlen lassen. Demnach werden die Beschäftigten angehalten, sich<br />

Gedanken über ihre eigene Lebenserwartung zu machen, ein ökonomisches Kalkül in<br />

Antizipation ihrer individuellen „Rentenlaufzeit“ <strong>und</strong> ihrem individuellen „Sterblichkeitsrisiko“<br />

anzustellen: „Wenn ich nur 70 werde, verliere ich 4 Jahre bei <strong>der</strong> monatlichen<br />

Auszahlung, dann kann ich doch gleich die ganze Abfindung nehmen <strong>und</strong><br />

selber irgendwo mit 5 Prozent anlegen.“<br />

Inanspruchnahme <strong>der</strong> <strong>Altersteilzeit</strong><br />

Die hohe Inanspruchnahme <strong>der</strong> <strong>Altersteilzeit</strong> ist auf dem Hintergr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Beschäftigtenstruktur<br />

sowie <strong>der</strong> belastenden Arbeitsbedingungen im Schichtsystem <strong>der</strong> Stahlwerke<br />

zu verstehen. Zum Zeitpunkt unserer Erhebung (Ende 2001) waren im Werk<br />

Bremen 4570 Mitarbeiter beschäftigt: 1440 Angestellte (31,5 %), darunter 1000<br />

<strong>tarifliche</strong> Angestellte, 400 außer<strong>tarifliche</strong> <strong>und</strong> 40 leitende Angestellte, sowie 3130<br />

Lohnempfänger (68,5%). Im Produktionsbereich befindet sich etwa die Hälfte <strong>der</strong><br />

Beschäftigten im Schichtsystem.<br />

Die Altersstruktur <strong>der</strong> Beschäftigten ist auf dem Hintergr<strong>und</strong> <strong>der</strong> belastenden Schichtarbeit<br />

sowie des früheren Personalabbaus über Vorruhestandsregelungen (55 Jahre)<br />

<strong>und</strong> Sozialpläne (ungekürzte Rente mit 60 Jahren) zu verstehen: Die Hälfte aller<br />

Beschäftigten <strong>der</strong> Stahlwerke Bremen ist bis zu 40 Jahren alt (15 %: bis zu 30<br />

Jahren, 36 % von 31 bis zu 40 Jahren); 26 % aller Beschäftigten befinden sich im<br />

Alter von 41 bis zu 50 Jahren, 22 % im Alter von 51 bis zu 60 Jahren (1% über 60<br />

Jahre). Im Vergleich zu den alternden Belegschaften in an<strong>der</strong>en Wirtschaftsbereichen<br />

handelt es sich demnach um eine „junge“ Belegschaft: Das Durchschnittsalter beträgt<br />

41 Jahre (Gewerbliche: 40,5 Jahre, Angestellte 42,5 Jahre). Die betriebliche Altersgrenze<br />

von 60 Jahren ist vollständig etabliert.<br />

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