Teil I Gesetzliche, tarifliche und faktische Entwicklung der Altersteilzeit
Teil I Gesetzliche, tarifliche und faktische Entwicklung der Altersteilzeit
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Arbeitnehmerkammer Bremen<br />
Im Güterkalkül werden offenbar das Ausmaß <strong>der</strong> Rentenabschläge (rechtliches<br />
Austrittsalter) <strong>und</strong> – gemäß Blockmodell o<strong>der</strong> Konti-Modell – <strong>der</strong> jeweilige Zeitpunkt<br />
des Abschieds vom Arbeitsleben (<strong>faktische</strong>s Austrittsalter) gegeneinan<strong>der</strong> abgewogen.<br />
Unterstellt man die gleiche Laufzeit <strong>der</strong> <strong>Altersteilzeit</strong>-Phase (57. bis 63. Lebensjahr),<br />
so dass die gleichen Rentenabschläge (7,2 %) anfallen, <strong>und</strong> vergleicht man Block<strong>und</strong><br />
Konti-Modell hinsichtlich des Zeitpunkts des <strong>faktische</strong>n Ausscheidens aus dem<br />
Betrieb, dann beendet <strong>der</strong> Arbeitnehmer im „Blockmodell“ schon mit 60 Jahren die<br />
Berufstätigkeit, <strong>der</strong> Arbeitnehmer im „Konti-Modell“ dagegen erst mit 63 Jahren.<br />
Offenbar ist dieser Zeitpunkt des „Abschieds vom Arbeitsleben“ für die Beschäftigten<br />
wichtiger als <strong>der</strong> Umstand, im Blockmodell immerhin drei Jahre voll arbeiten zu<br />
müssen, während <strong>der</strong> Beschäftigte im „Konti-Modell“ seine Sollarbeitszeit auf 6 Jahre<br />
verteilen kann.<br />
Abbildung 3: Block- <strong>und</strong> <strong>Teil</strong>zeitmodell (57 – 63 Jahre)<br />
BLOCKMODELL RENTENANSPRUCH<br />
57 volle Arbeit 60 volle Freizeit 63 65<br />
7,2 % Abschlag<br />
24 Monate<br />
TEILZEITMODELL RENTENANSPRUCH<br />
57 halbe Arbeit / halbe Freizeit 63 65<br />
7,2 % Abschlag<br />
24 Monate<br />
Die Verlängerung <strong>der</strong> <strong>Altersteilzeit</strong>-Phase von fünf auf sechs Jahre (Juli 2000) hat<br />
zudem dazu geführt, dass <strong>der</strong> Beginn <strong>der</strong> <strong>Altersteilzeit</strong>-Phase um ein Jahr nach vorne<br />
gezogen wird, um über das Blockmodell möglichst noch früher das Arbeitsleben<br />
beenden zu können. Während im Jahre 2000 die „<strong>Altersteilzeit</strong>er“ im Blockmodell im<br />
Durchschnitt das Muster „57 ½ – 59 ½ – 61 ½“ praktizierten, hat sich im Jahre<br />
2002 bei den „Blockern“ folgendes Muster etabliert: „56 – 59 – 62“.<br />
„Ich führe die Beratungsgespräche, <strong>und</strong> ich kann sagen, wer so weit seine finanzielle<br />
Situation zu Hause geklärt hat, wo vielleicht eine Frau mitgearbeitet hat, <strong>der</strong> entscheidet<br />
sich meistens mit 61 bzw. 62, bei uns ganz auszuscheiden. Das ist im<br />
Moment die Tendenz. (...) Die kriegen dann schon mit 62 ihre Rente.“ (für <strong>Altersteilzeit</strong><br />
zuständige Referentin <strong>der</strong> Personalabteilung)<br />
Einige „Blocker“ praktizieren sogar das Muster „55 – 58 – 61“: „Dadurch, dass jetzt<br />
die Möglichkeit gegeben ist, Blockungen zu machen über Tarifvertrag, sagen die<br />
Neuen: „Nein, ich will lieber früher aufhören, fange mit 55 an, mache drei Jahre<br />
Arbeit noch voll, <strong>und</strong> dann bin ich weg.“ (Personalleiter) Zielpunkt dieser Orientierung<br />
ist demnach das frühe tatsächliche Ausscheiden aus dem Betrieb, das häufig mit