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Teil I Gesetzliche, tarifliche und faktische Entwicklung der Altersteilzeit

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Arbeitnehmerkammer Bremen<br />

„Das Modell <strong>der</strong> <strong>Altersteilzeit</strong> bei <strong>der</strong> Bremer Straßenbahn AG konnte unter an<strong>der</strong>em<br />

dadurch für das Unternehmen kostenneutral gestaltet werden, dass Neueinstellungen<br />

vorgenommen <strong>und</strong> dadurch die Zuschüsse von 20 % des Arbeitsamtes genutzt<br />

werden. Die Einstellungen neuer Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter wurden nochmals<br />

dadurch begünstigt, dass die Tarifabschlüsse <strong>der</strong> vergangenen Jahre niedrigere<br />

Einstiegsgehälter <strong>und</strong> damit niedrigere Kosten für das Unternehmen ermöglichen.<br />

Daraus ergibt sich eine Kostenersparnis für das Unternehmen, wenn die Entgelte von<br />

zwei <strong>Altersteilzeit</strong>mitarbeitern <strong>und</strong> einem Neueingestellten verglichen werden mit den<br />

Kosten für zwei „Alt-Beschäftigte“. Bis zum Mai 2000 konnte das Unternehmen<br />

durch die offensive Nutzung <strong>der</strong> <strong>Altersteilzeit</strong> 79 Arbeitslose <strong>und</strong> 21 Auszubildende<br />

neu einstellen. Die Bremer Straßenbahn AG stellt vor allem Langzeitarbeitslose sowie<br />

Jugendliche nach dem Son<strong>der</strong>programm <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esregierung ein, so dass Ausbildungskosten<br />

vom Arbeitsamt übernommen <strong>und</strong> Einstellungszuschüsse in Anspruch<br />

genommen werden können. Die Erfahrungen mit dem Son<strong>der</strong>programm für Jugendliche<br />

<strong>und</strong> Langzeitarbeitslose sind zu 95 % positiv. Bis Mai 2000 wurden 30 Jugendliche<br />

<strong>und</strong> 23 Langzeitarbeitslose eingestellt.“ 39<br />

Die Aufstockung von 70 auf 85 Prozent des Nettolohnes bzw. Nettogehaltes fällt aus<br />

drei Gründen für das Unternehmen kostenneutral aus: (1) Ältere mit einer hohen<br />

Lohngruppe werden durch jüngere Beschäftigte mit einer niedrigen Lohngruppe<br />

ersetzt, (2) die Lohn- <strong>und</strong> Gehaltstarife für die neu eingestellten Beschäftigten sind<br />

um 6 Prozent abgesenkt worden. (3) Durch die Verringerung <strong>der</strong> Belastungen für die<br />

„<strong>Altersteilzeit</strong>er“ (insbeson<strong>der</strong>e im kontinuierlichen Modell) sind die Krankheitskosten<br />

für das Unternehmen gesunken.<br />

Die Wie<strong>der</strong>besetzung <strong>der</strong> durch <strong>Altersteilzeit</strong> frei gemachten Arbeitsplätze ist allerdings<br />

in den letzten Jahren nicht mehr vollständig erfolgt; seit dem Jahr 2000 muss<br />

die BSAG aufgr<strong>und</strong> des Kontraktes mit <strong>der</strong> Stadt (Senkung <strong>der</strong> Zuschüsse) Personal<br />

abbauen: „So haben wir zum Beispiel im letzten Jahr, also in 2001, um 65 Mitarbeiter<br />

abgebaut. Und da wird zum <strong>Teil</strong> natürlich auch die <strong>Altersteilzeit</strong> genutzt, aber<br />

wir machen auch Wie<strong>der</strong>besetzung vor allen Dingen über Auszubildende.“ (Personalleiter,<br />

Mai 2002) Das Qualifizierungsprogramm für Langzeitarbeitslose <strong>und</strong> Jugendliche<br />

ist mittlerweile abgeschlossen, weil das Unternehmen nicht mehr so viel Personal<br />

benötigt. Gleichwohl stellt die BSAG Auszubildende immer noch über den eigenen<br />

Bedarf hinaus ein, welche nach Abschluss ihrer Ausbildung auch weitgehend übernommen<br />

werden. Bis zum Mai 2003 konnte das Unternehmen durch die Nutzung <strong>der</strong><br />

<strong>Altersteilzeit</strong> 163 Arbeitslose einstellen <strong>und</strong> 56 Auszubildende übernehmen.<br />

39 A. Kohfeldt, H. Resch, a. a. O., S. 92 f.

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