Teil I Gesetzliche, tarifliche und faktische Entwicklung der Altersteilzeit
Teil I Gesetzliche, tarifliche und faktische Entwicklung der Altersteilzeit
Teil I Gesetzliche, tarifliche und faktische Entwicklung der Altersteilzeit
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
61<br />
Arbeitnehmerkammer Bremen<br />
„Das Modell <strong>der</strong> <strong>Altersteilzeit</strong> bei <strong>der</strong> Bremer Straßenbahn AG konnte unter an<strong>der</strong>em<br />
dadurch für das Unternehmen kostenneutral gestaltet werden, dass Neueinstellungen<br />
vorgenommen <strong>und</strong> dadurch die Zuschüsse von 20 % des Arbeitsamtes genutzt<br />
werden. Die Einstellungen neuer Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter wurden nochmals<br />
dadurch begünstigt, dass die Tarifabschlüsse <strong>der</strong> vergangenen Jahre niedrigere<br />
Einstiegsgehälter <strong>und</strong> damit niedrigere Kosten für das Unternehmen ermöglichen.<br />
Daraus ergibt sich eine Kostenersparnis für das Unternehmen, wenn die Entgelte von<br />
zwei <strong>Altersteilzeit</strong>mitarbeitern <strong>und</strong> einem Neueingestellten verglichen werden mit den<br />
Kosten für zwei „Alt-Beschäftigte“. Bis zum Mai 2000 konnte das Unternehmen<br />
durch die offensive Nutzung <strong>der</strong> <strong>Altersteilzeit</strong> 79 Arbeitslose <strong>und</strong> 21 Auszubildende<br />
neu einstellen. Die Bremer Straßenbahn AG stellt vor allem Langzeitarbeitslose sowie<br />
Jugendliche nach dem Son<strong>der</strong>programm <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esregierung ein, so dass Ausbildungskosten<br />
vom Arbeitsamt übernommen <strong>und</strong> Einstellungszuschüsse in Anspruch<br />
genommen werden können. Die Erfahrungen mit dem Son<strong>der</strong>programm für Jugendliche<br />
<strong>und</strong> Langzeitarbeitslose sind zu 95 % positiv. Bis Mai 2000 wurden 30 Jugendliche<br />
<strong>und</strong> 23 Langzeitarbeitslose eingestellt.“ 39<br />
Die Aufstockung von 70 auf 85 Prozent des Nettolohnes bzw. Nettogehaltes fällt aus<br />
drei Gründen für das Unternehmen kostenneutral aus: (1) Ältere mit einer hohen<br />
Lohngruppe werden durch jüngere Beschäftigte mit einer niedrigen Lohngruppe<br />
ersetzt, (2) die Lohn- <strong>und</strong> Gehaltstarife für die neu eingestellten Beschäftigten sind<br />
um 6 Prozent abgesenkt worden. (3) Durch die Verringerung <strong>der</strong> Belastungen für die<br />
„<strong>Altersteilzeit</strong>er“ (insbeson<strong>der</strong>e im kontinuierlichen Modell) sind die Krankheitskosten<br />
für das Unternehmen gesunken.<br />
Die Wie<strong>der</strong>besetzung <strong>der</strong> durch <strong>Altersteilzeit</strong> frei gemachten Arbeitsplätze ist allerdings<br />
in den letzten Jahren nicht mehr vollständig erfolgt; seit dem Jahr 2000 muss<br />
die BSAG aufgr<strong>und</strong> des Kontraktes mit <strong>der</strong> Stadt (Senkung <strong>der</strong> Zuschüsse) Personal<br />
abbauen: „So haben wir zum Beispiel im letzten Jahr, also in 2001, um 65 Mitarbeiter<br />
abgebaut. Und da wird zum <strong>Teil</strong> natürlich auch die <strong>Altersteilzeit</strong> genutzt, aber<br />
wir machen auch Wie<strong>der</strong>besetzung vor allen Dingen über Auszubildende.“ (Personalleiter,<br />
Mai 2002) Das Qualifizierungsprogramm für Langzeitarbeitslose <strong>und</strong> Jugendliche<br />
ist mittlerweile abgeschlossen, weil das Unternehmen nicht mehr so viel Personal<br />
benötigt. Gleichwohl stellt die BSAG Auszubildende immer noch über den eigenen<br />
Bedarf hinaus ein, welche nach Abschluss ihrer Ausbildung auch weitgehend übernommen<br />
werden. Bis zum Mai 2003 konnte das Unternehmen durch die Nutzung <strong>der</strong><br />
<strong>Altersteilzeit</strong> 163 Arbeitslose einstellen <strong>und</strong> 56 Auszubildende übernehmen.<br />
39 A. Kohfeldt, H. Resch, a. a. O., S. 92 f.