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DIPLOMARBEIT - Institut für Germanistik - Universität Wien

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subsumieren lassen. Gemeint ist damit das Abwenden des Blickes von Gott, der in den<br />

Werken ohnehin als nicht existent wahrgenommen wird, hin zur <strong>Institut</strong>ion Kirche und der<br />

Frage, wie sie mit den Gläubigen verfährt. 14 Die Kritik an diesem Umgang und die Absichten<br />

der Kirche, welche ihre Gläubigen letztlich nur ausbeute, nimmt hier breiten Raum ein. Auch<br />

auf die „Parteigenossenschaft“ mit dem Nationalsozialismus wird in mehreren Werken dieser<br />

Phase hingewiesen. 15 Vorwürfe an die katholische Kirche stehen in enger Nähe zur<br />

Anprangerung des österreichischen Staates, der von Katholizismus und Stumpfsinn<br />

durchdrungen sei – so ist „Bernhards Auseinandersetzug mit dem Katholizismus untrennbar<br />

mit seiner Kritik an Österreich verbunden“ 16 .<br />

Thomas Bernhard ist m.E. nicht als religiöser Schriftsteller zu begreifen – dieser Bezeichnung<br />

haftet zu viel Frömmigkeit an, überspitzt formuliert ein „Schreiben im Auftrag des Herrn“.<br />

Auch der 1972 erfolgte Kirchenaustritt 17 , steht dem entgegen. Die in diesem Kapitel<br />

resümierte Einstellung des Autors gegenüber dem Katholizismus und seine durchgehende<br />

literarische Auseinandersetzung damit zeigt aber auf, dass Katholizismus einen zentralen<br />

Aspekt in Bernhards Gesamtwerk einnimmt. Angesprochen wurde bereits die frühe Lyrik und<br />

die ab den 1960ern, speziell ab den 1980ern erschienene Prosa, die zwar vollkommen<br />

konträren Charakters sind, diese Tatsache jedoch gleichermaßen offensichtlich ausweisen.<br />

Dazwischen liegen jedoch ebenso wichtige Wegmarken in Bezug auf die Thematisierung von<br />

Katholizismus: Die nie publizierte Gedichtsammlung Frost greift etwa in einem Fünftel ihrer<br />

Gedichte religiöse (teilweise auch gleichzeitig nationalsozialistische) Motive auf, wenn auch<br />

stark verfremdet. Der Text Der Schweinehüter, ein Beispiel <strong>für</strong> die frühe Prosa Bernhards aus<br />

dem Jahr 1956, ist vor allem in seinem Ende katholisch gefärbt. 18 Inwiefern sich katholische<br />

Aspekte nun in der Autobiographie niederschlagen, wird im weiteren Verlauf dieser Arbeit<br />

dargelegt.<br />

14 Vgl. ebd.<br />

15 Vgl. ebd., S. 46.<br />

16 Thuswaldner, Gregor: De Deo Abscondito, S. 159.<br />

17 Vgl. Höller, Hans: Thomas Bernhard. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1993. (Rowohlts Monographien 504),<br />

S. 148.<br />

18 Vgl. Mautner, Josef: Nichts Endgültiges, S. 95-98.<br />

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