DIPLOMARBEIT - Institut für Germanistik - Universität Wien
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nationalsozialistische Spuren, die sich auch in den Erziehungsmethoden und dem generellen<br />
Gefüge der Erzieherfiguren niederschlagen.<br />
6.2.4.2. Austauschbarkeit von Symbolen und Handlungen<br />
Auch zentrale Symbole und den Internatsalltag konstituierende Handlungen und Abläufe<br />
erfahren nur oberflächlich eine andere Beschaffenheit und Intention. Die „Requisiten der<br />
Repression“ 272 werden zwar ausgewechselt, die dahinterstehende Struktur bleibt jedoch<br />
bestehen, sodass sich <strong>für</strong> das Erzähler-Ich „keine auffallenden Veränderungen“ (Ur 88)<br />
konstatieren lassen:<br />
Im Innern des Internats hatte ich keine auffallenden Veränderungen feststellen können, aber<br />
aus dem sogenannten Tagraum, in welchem wir in [sic!] Nationalsozialismus erzogen<br />
worden waren, war jetzt die Kapelle geworden, anstelle des Vortragspultes, an welchem<br />
der Grünkranz vor Kriegsschluß gestanden war und uns großdeutsch belehrt hatte, war<br />
jetzt der Altar, und wo das Hitlerbild an der Wand war, hing jetzt ein großes Kreuz, und<br />
anstelle des Klaviers, das, von Grünkranz gespielt, unsere nationalsozialistischen Lieder<br />
wie „Die Fahne hoch“ oder „Es zittern die morschen Knochen“ begleitet hatte, stand ein<br />
Harmonium. Der ganze Raum war nicht einmal ausgemalt worden, da<strong>für</strong> fehlte es<br />
offensichtlich an Geld, denn wo jetzt das Kreuz hing, war noch der auf der grauen<br />
Wandfläche auffallend weiß gebliebene Fleck zu sehen, auf welchem jahrelang das<br />
Hitlerbild hing. (Ur 88)<br />
Mit dem symbolträchtigen Bild des weiß durchschimmernden Abdrucks des Hitlerbildes unter<br />
dem Kreuz zeigt Bernhard die Symbiose von Nationalsozialismus und Katholizismus, die<br />
weiterbestehenden Strukturen des nationalsozialistischen Regimes in der Nachkriegszeit und<br />
unter katholischer Herrschaft eindrucksvoll auf. In diesem Bild wird die katholisch-<br />
nazistische Umwelt, die katholisch-nationalsozialistische und dabei auch noch typisch<br />
österreichische „Machtmischmethode“ 273 eingefangen. Neben dem ausgetauschten Kreuz<br />
werden noch weitere Begriffspaare genannt: Der Tagraum wird durch die Kapelle, das<br />
Vortragspult durch den Altar, das Klavier durch ein Harmonium ersetzt. Das Inventar zeigt<br />
sich zwar in neuem Gewand, der Anbruch einer neuen Zeit bleibt aber einzig auf diesen<br />
Austausch von Symbolen, auf die Neugestaltung einer oberflächlichen Fassade beschränkt.<br />
272 Langer, Renate: Hitlerbild und Kreuz, S. 21.<br />
273 Bernhard, Thomas: Auslöschung. Ein Zerfall, S. 1547.<br />
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