DIPLOMARBEIT - Institut für Germanistik - Universität Wien
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und deren Personal verwiesen, die einer solchen charismatischen Persönlichkeit an der Spitze<br />
ihrer Bewegung und ihres Glauben bedürfen und sie ausnützen, um entsprechende<br />
Handlungen und Gedanken effektiv durchzusetzen und zu verbreiten.<br />
6.2.4. Darstellung konkreter Parallelen – Erfahrungen im Internatsalltag<br />
Die Verbindung „katholisch-nationalsozialistisch“ wird in der Ursache an konkreten<br />
Beispielen <strong>für</strong> den/die LeserIn anschaulich und greifbar, der nahtlose Übergang von einem in<br />
das andere Machtsystem anhand sprechender Bilder und kritischer Beobachtungen mitgeteilt.<br />
Kritik wird hier entgegen Bernhards grundsätzlichem Stil detailliert aufgeschlüsselt und in<br />
einer vielschichtigen Bandbreite präsentiert. Den Raum <strong>für</strong> diese Beobachtungen stellt das<br />
Internat in der Schrannengasse dar – das autobiographische Ich erlebt den Alltag sowohl vor<br />
als auch nach 1945.<br />
„Jetzt war ich im Johanneum, so die Bezeichnung des alten Gebäudes, welches in der<br />
Zwischenzeit […] wieder beziehbar und, als nationalsozialistisches, zu einem streng<br />
katholischen gemacht worden war, in den wenigen Nachkriegsmonaten war das Gebäude<br />
aus dem sogenannten Nationalsozialistischen Schülerheim in das streng katholische<br />
Johanneum verwandelt worden […]. (Ur 86-87)<br />
Umstrukturierung und Neubenennung des Internats geschehen quasi über Nacht, ein<br />
fließender Wandel. Zwar wird versucht, die „äußeren Spuren des Nationalsozialismus“ (Ur<br />
89) zu tilgen, eine deutliche Zäsur wird aber in der Tagesordnung und den alltäglichen<br />
Handlungen vermisst. Zu viele Parallelen lassen sich zwischen der nationalsozialistischen und<br />
der katholischen Führung erkennen und die Repression bleibt, von der Zäsur unbeeindruckt,<br />
bestehen, lediglich der „Katholizismus [war] wieder aus seiner Unterdrückung<br />
herausgetreten“ (Ur 89).<br />
6.2.4.1. Träger von Macht<br />
Autoritäre Machtsysteme zeichnen sich durch eine klare Hierarchie aus. Eine kleine Elite<br />
steht dabei an der Spitze, übt Macht aus und unterdrückt Ungehorsam. In dem Band Die<br />
Ursache besteht diese Elite aus dem Erziehungspersonal des nationalsozialistischen und in der<br />
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