DIPLOMARBEIT - Institut für Germanistik - Universität Wien
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der Stadt Salzburg vollzog sich denn auch am radikalsten, unter Berücksichtigung aller damit<br />
zusammenhängenden Probleme. 255<br />
Katholisch-nationalsozialistische Strukturen haben sich demnach nicht nur im<br />
Erziehungssystem und in <strong>Institut</strong>ionen und Einrichtungen verankert, sondern prägen die<br />
gesamte Atmosphäre, sind omnipräsent. Das unmittelbare Umfeld des autobiographischen Ich<br />
ist somit zu einem wesentlichen Teil von Katholizismus und Nationalsozialismus<br />
durchdrungen, das Ich ist in den verschiedenen Stationen seines Lebens mit Figuren sowohl<br />
des einen als auch des anderen Typs konfrontiert, zudem handelt es sich dabei um<br />
Einrichtungen, die aufgrund ihres Wesens große Auswirkungen auf den Menschen haben.<br />
Gerade die katholische Kirche kann sich, so stellt es das Erzähler-Ich dar, durch ihr Wirken in<br />
diesen Bereichen großen Machteinfluss sichern und den Menschen in ihrem Sinne prägen.<br />
Bezüglich des Schulwesens spricht das Erzähler-Ich von fast ausschließlich „katholische[n]<br />
Männer[n] als Professoren“, dementsprechend wurde auch „mehr der Katholizismus<br />
unterrichtet als etwas anderes“ (Ur 103). Die einseitige Wissensvermittlung, die zuerst noch<br />
von nationalsozialistischer, dann in der Folge von katholischer Seite betrieben wurde, bringe<br />
demnach nur Geschichtslügen hervor (Ur 103) und übe damit eine verheerende Wirkung auf<br />
das Denken junger Menschen aus.<br />
Die Erlebnisse im Salzburger Landeskrankenhaus sind im Wesentlichen durch die<br />
katholischen Figuren des Krankenhausgeistlichen und der Vinzentinerinnen geprägt – ihre<br />
Tätigkeit wird nicht als positiv erlebt, sondern als besonders perfide Ausprägung des<br />
katholischen Machtanspruchs. Auch in Grafenhof zeigt sich die Umgebung <strong>für</strong> das Erzähler-<br />
Ich nur „katholisch-nationalsozialistisch[]“ (Kä 123) – von den geistlichen Schwestern war<br />
bereits die Rede, sie unterstehen dem Primar, der als Nationalsozialist bezeichnet wird (Kä<br />
21), die Anstaltsbibliothek ist darüber hinaus vollgestopft mit „Geschmacklosigkeit und<br />
Stumpfsinn, mit Katholizismus und Nationalsozialismus“ (Kä 143).<br />
Am eindrucksvollsten wird das Verschmelzen des nationalsozialistischen und des<br />
katholischen Machtapparates in den Beschreibungen des Internatsalltages wiedergegeben –<br />
das Weiterwirken der nationalsozialistischen Ära im nunmehr katholisch geführten<br />
Schülerheim, wie es der Band Die Ursache wiedergibt. Gerade in diesem Band verändert sich<br />
der Tenor der Kritik insofern, als durch die Verflechtung mit dem Nationalsozialismus nicht<br />
mehr ausschließlich und primär die katholische Kirche angeprangert wird. Der Erzähler holt<br />
255 Vgl. ebd., S. 322-323.<br />
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