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DIPLOMARBEIT - Institut für Germanistik - Universität Wien

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Felix Mitterers Werk ist ebenfalls durchzogen von religiösen und dezidiert katholischen<br />

Themen 48 : darunter die Dramen Stigma, Abraham, Tödliche Sünden, Johanna oder Die<br />

Erfindung der Nation oder Die Beichte, die einmal das Auftreten der Wundmale Jesu, ein<br />

anderes Mal den Konflikt von Homosexualität und Frömmigkeit verarbeiten und auch das<br />

nach wie vor aktuelle Thema des sexuellen Missbrauchs durch Geistliche aufgreifen. Letztlich<br />

ist es vor allem die Frage der Schuld, um welche die Stücke kreisen, der Schuld seitens der<br />

Amtskirche. 49 Mitterer selbst erklärte mehrfach, dass der Grund hinter der intensiven<br />

Auseinandersetzung mit katholischen Themen ganz einfach darin bestehe, dass er „halt aus<br />

einem katholischen Land“ stamme. Seine Stoffe beziehe er auch aus der österreichischen<br />

Geschichte, so verweisen Die Kinder des Teufels auf den Salzburger Hexenprozess aus dem<br />

Jahre 1679, das Stück Verlorene Heimat rekurriert auf die Vertreibung der Zillertaler<br />

Protestanten. 50 Die eingangs aufgestellte Vermutung, dass nicht nur die individuelle<br />

Lebensgeschichte, sondern auch die österreichische Historie mit ihren durchgehenden<br />

Berührungspunkten mit dem Katholizismus ausschlaggebend <strong>für</strong> die starke und kritische<br />

Thematisierung der katholischen Kirche in der Literatur nach 1945 war, findet in dieser<br />

Aussage Mitterers eine Bestätigung.<br />

Neben Thomas Bernhard, Alois Brandstetter und Peter Handke, befasste sich Barbara Vitovec<br />

in ihrer Dissertation auch mit den katholischen Elementen bei Franz Innerhofer, Matthias<br />

Mander, Josef Winkler und Gernot Wolfgruber. Sie zeigt auf, „daß die Autoren die Kirche aus<br />

einer stark eingeschränkten, biographisch gefärbten Sicht wahrnehmen, wo vielen<br />

Verletzungen durch die Kirche einfach nicht weiter nachgegangen wurde und keine<br />

Entwicklung in Bezug auf die eigene Kirchlichkeit mehr vorhanden ist.“ 51 Gleichzeitig und<br />

damit zusammenhängend konstatiert sie bei den genannten Autoren eine „anachronistische[]<br />

Sichtweise“ 52 , bedingt dadurch, dass die Kirche in den Werken dieser Autoren übermächtig<br />

und lebenseinschneidend dargestellt wird, der gegenwärtige Stellenwert der Kirche in der<br />

österreichischen Gesellschaft aber (auch schon im Jahr 1990, als die Dissertation verfasst<br />

wurde) keineswegs mehr als einflussreich zu bezeichnen, vielmehr in ständigem Rückgang<br />

48 Vgl. Langenhorst, Georg: „Ich gönne mir das Wort Gott“. Gott und Religion in der Literatur des 21.<br />

Jahrhunderts. Freiburg: Herder 2009, S. 235-236.<br />

49 Vgl. ebd., S. 237.<br />

50 Vgl. ebd., S. 239.<br />

51 Vitovec, Barbara: „Simili modo“. Zur Erfahrung der Katholischen Kirche in österreichischen Romanen von<br />

1970-1990. <strong>Wien</strong>, Diss. 1990, S. 27.<br />

52 Ebd., S. 374.<br />

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