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DIPLOMARBEIT - Institut für Germanistik - Universität Wien

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hier vielmehr zu einem umfassenden Rundumschlag gegen die Stadt Salzburg aus. Nicht<br />

Kirchen-, sondern Salzburgkritik wird in diesen Passagen deutlich, Kritik an einer<br />

unheilbringenden Machtkonstellation, die sich in Salzburg und Österreich ungehindert<br />

niedergelassen und ausgebreitet hat: Kritik an der Formel Österreich bzw. Salzburg =<br />

Katholizismus + Nationalsozialismus.<br />

Wohin wir schauen, wir sehen hier nichts anderes als den Katholizismus oder den<br />

Nationalsozialismus und fast in allem in dieser Stadt und Gegend einen solchen<br />

geistesstörenden und geistesverrottenden und geistestötenden katholischnationalsozialistischen,<br />

menschenumbringenden Zustand. (Ur 100)<br />

Katholizismus wie auch Nationalsozialismus werden ohne weitere Differenzierung als<br />

autoritäre Machtsysteme verstanden, die jenen „katholisch-nationalsozialistischen,<br />

menschenumbringenden Zustand“ produzieren, der die Stadt Salzburg, ihre Bevölkerung und<br />

ihr Geistesleben prägt. Das „Wesen dieser Stadt“ ist ein „schon als krankhaft zu<br />

bezeichnendes katholisch-nationalsozialistisches“ (Ur 102). Salzburg wird hier und in einer<br />

weiteren Passage als besonders empfänglich <strong>für</strong> beide Bewegungen angesehen, es bestehe ein<br />

„fortwährend gestörte[s] Gleichgewicht zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus“<br />

(Ur 102), beiden Machtsystemen sei Salzburg vollkommen ausgeliefert (Ur 21), die<br />

Atmosphäre von beiden Bewegungen „vollkommen zersetzt[] und vergiftet[]“ (Ur 98), die<br />

gesamte Bevölkerung von einer „katholisch-nationalsozialistische[n] Geisteshaltung“ (Ur<br />

104) gekennzeichnet.<br />

Hier, in dieser „katholisch-nazistische[n] Umwelt“ (Ur 23), wächst das Erzähler-Ich auf.<br />

6.2.3. Gemeinsamkeiten in Machmitteln, Struktur und Wirkung<br />

Neben der ideologischen Nähe von Katholizismus und Nationalsozialismus in Bezug auf die<br />

ihnen gemeinsamen Feindbilder Bolschewismus und Antisemitismus und der realhistorischen<br />

Kontinuität katholischer und nationalsozialistischer Strukturen in Österreich lassen sich auch<br />

davon losgelöst strukturimmanente Parallelen zwischen Katholizismus und<br />

Nationalsozialismus feststellen. Die in der autobiographischen Pentalogie enthaltenen<br />

Aussagen können in der Feststellung subsumiert werden, dass sich katholische Kirche und<br />

NS-Regime in ihrer Art aufzutreten, in ihren Machtmitteln und ihrer Auswirkung auf den<br />

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