DIPLOMARBEIT - Institut für Germanistik - Universität Wien
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estätigt. Aus diesem Grund ist eine Bezeichnung der Autobiographie als beispielsweise<br />
Passionsgeschichte mit Bedacht und Vorsicht zu verwenden und zu verstehen.<br />
4.2. Intertextuelle Verweise auf die Bibel<br />
Die Bibel hat in den autobiographischen Erzählungen Bernhards keinen hohen Stellenwert.<br />
Nicht auf den Inhalt anspielend, sondern auf die reelle Art und Größe ihrer Beschaffenheit<br />
verweisend, wird sie ein einziges Mal explizit erwähnt: Das Erzähler-Ich in Ein Kind<br />
betrachtet dabei die Eisenbahnbrücke über die Traun, die mit einem einzigen<br />
Sprengstoffpäckchen gesprengt werden könnte – die Masse dieses Päckchens wird mit der<br />
Größe der heimischen Familienbibel verglichen (Ki 22). Etliche andere Gegenstände hätten<br />
sich <strong>für</strong> einen Vergleich angeboten, das autobiographische Ich wählt jedoch die Bibel. Im<br />
Sinne einer objektiv wissenschaftlichen Textanalyse soll eine genauere Erforschung dieses<br />
Vergleichs und seiner möglichen Hintergründe und Ursachen unterlassen werden. Sie würde<br />
dieser knappen Erwähnung vermutlich zu viel Gewicht geben, zudem möchte ich mich hier<br />
nicht auf Hypothesen einlassen.<br />
Ergiebiger sind deshalb die intertextuellen Verweise auf die Bibel, die sich an insgesamt zwei<br />
Stellen ausmachen lassen. In Ein Kind äußert sich der Großvater dabei folgendermaßen:<br />
„Anarchisten sind das Salz der Erde“ (Ki 22). Es ist dies eine Abwandlung von Matthäus<br />
5,13: „Ihr seid das Salz der Erde“. Liest man dieses Zitat in seinem gesamten Kontext, so<br />
fordert es die Christen dazu auf, eine revolutionäre und damit aktive und bedeutungsvolle<br />
Stellung in der Gesellschaft einzunehmen, sie sollen „das Licht der Welt“ 132 und „das Salz der<br />
Erde“ 133 sein. In der Abwandlung des Großvaters, dem Austauschen der Christen durch<br />
Anarchisten, liegt indirekt und fast verspielt der Vorwurf verborgen, die Kirche würde genau<br />
diese Funktion nicht mehr erfüllen, das „Ideal des Christentums“ würde hingegen von „nicht<br />
institutionalisierten kleinen Gruppen“ viel eher erfüllt. 134<br />
132 Mt 5,14.<br />
133 Mt 5,13.<br />
134 Vgl. Vitovec, Barbara: „Simili modo“, S. 77.<br />
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