DIPLOMARBEIT - Institut für Germanistik - Universität Wien
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5.3. Krankenhausseelsorge und christliche Krankenpflege<br />
Aufgrund der schweren Lungenerkrankung des autobiographischen Ichs und des damit<br />
zusammenhängenden längeren Aufenthaltes im Krankenhaus und in einer Lungenheilanstalt,<br />
die zu direktem Kontakt mit geistlichem Personal und Ritualen führten, wird dem Bereich<br />
christlicher Krankenpflege und -seelsorge in der Autobiographie sowohl quantitativ als auch<br />
qualitativ ein hoher Stellenwert eingeräumt und gleichzeitig wird er als zentrales<br />
Aufgabengebiet der Kirche vorgestellt – selbstverständlich ausschließlich aus der Perspektive<br />
des Erzählers. In diesem Zusammenhang wird auch das einzige der sieben Sakramente näher<br />
thematisiert: das Sakrament der Krankensalbung. 195<br />
Das Augenmerk richtet sich dabei zum einen auf die Ereignisse im Salzburger<br />
Landeskrankenhaus, in welches der Erzähler wegen einer nassen Rippenfellentzündung (At 9)<br />
eingeliefert wurde, und kreist dabei vor allem um die Figur des Krankenhausgeistlichen und<br />
dessen Tätigkeitsfeld, das Spenden der „Letzten Ölung“. Wie wird dieses Sakrament<br />
dargestellt, wie der da<strong>für</strong> zuständige Geistliche erlebt? Diesen Fragestellungen entsprechend<br />
bzw. sie vervollständigend erfolgt eine genauere Charakterisierung der geistlichen<br />
Schwestern, Vinzentinerinnen und Kreuzschwestern, die sowohl im Landeskrankenhaus als<br />
auch in der St. Veiter Lungenheilanstalt <strong>für</strong> die Pflege der Patienten zuständig waren.<br />
Während der Krankenhausgeistliche ausschließlich mit seinem Sakramentenkoffer auftritt und<br />
also nur im Kontext der Krankensalbung in die Erzählung eingeführt wird, fungieren die<br />
geistlichen Schwestern als Repräsentantinnen christlicher Krankenpflege allgemein. In dieser<br />
Rolle stehen auch hier wieder Tun und Verhalten, wie es vom Erzähler-Ich erinnert wird, im<br />
Zentrum des Interesses.<br />
5.3.1. Krankenhausgeistlicher<br />
Mehrere Bibelstellen verweisen auf das Sakrament der Krankensalbung. Neben der Weisung<br />
Jesu an seine Jünger, den Kranken die Hände aufzulegen 196 , sie mit Öl zu salben und dadurch<br />
195 Mit Ausnahme der Eucharistie, die jedoch nicht in ihrer eigentlichen Gestalt verhandelt wird, sondern im<br />
Kontext der nicht spürbaren Zäsur nach dem Nationalsozialismus zur Sprache kommt. Die Krankensalbung<br />
ist dahingehend tatsächlich das einzige Sakrament, das ausführlich beschrieben wird und einen prägenden<br />
Eindruck hinterließ.<br />
196 Vgl. Mk 16,18.<br />
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