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DIPLOMARBEIT - Institut für Germanistik - Universität Wien

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eligiöser Sprache in der Dichtung“ verleiht nicht nur dem Theologen eine Art Legitimation,<br />

religiöse Fragestellungen an einen literarischen Text zu richten, sie verpflichtet vor allem auch<br />

den Literaturwissenschaftler, „nach den theologischen Implikationen zu fragen“, die durch<br />

diesen Gebrauch entstehen. 83<br />

Für das wechselseitige Einwirken von Literatur und Theologie führte Friedrich Sengle den<br />

Begriff der „Literaturtheologie“ ein 84 , den Ernst Josef Krzywon übernommen und weiter<br />

ausgeführt hat. Eine enge Beziehung zwischen Literatur und Theologie zu erkennen ist kein<br />

neuartiger Ansatz – ein „theologische[s] Problembewußtsein innerhalb der<br />

Literaturwissenschaft“ 85 besteht bereits seit längerem. Dabei ist die Literaturtheologie, wie<br />

Krzywon explizit betont, nicht der Theologie, sondern der Literaturwissenschaft verpflichtet<br />

und als ihre Teiltheorie zu verstehen. Kennzeichnend ist somit eine literaturwissenschaftliche<br />

Vorgehensweise und Methode an den Text. 86 Literaturtheologie ist „Wissenschaft bzw.<br />

Theorie von Literatur im Hinblick auf die sie bedingende und von ihr geprägte Theologie.“ 87<br />

Sie ist „am Sprachkunstwerk als ästhetischem Gegenstand interessiert, transzendiert jedoch<br />

diesen Gegenstand unter dem Aspekt einer zusätzlichen und komplementären,<br />

werktranszendierenden theologischen Analyse“ 88 . Der primäre Ausgangspunkt ist also<br />

literaturwissenschaftlich motiviert, unter Beifügung theologischer Fragestellungen, sofern das<br />

Werk diese erlaubt. Jegliche Art von theologischer oder ideologischer Vereinnahmung eines<br />

Textes ist zu vermeiden. Es ist keineswegs im Sinne der Literaturtheologie, jedem Werk eine<br />

religiöse Fragestellung überzustülpen und in der Folge eine theologische Interpretation zu<br />

erzwingen. 89 In diesem Sinne muss der Text von sich aus entsprechendes Potenzial als<br />

Grundvoraussetzung <strong>für</strong> eine literaturtheologische Analyse bereitstellen. Irrelevant ist dabei<br />

die Konfession des dahinterstehenden Autors – biblisch-religiöses Sprachmaterial kann, wie<br />

zuvor bereits angeführt, unabhängig verwendet werden. 90<br />

83 Vgl. ebd., S. 15-16.<br />

84 Vgl. Sengle, Friedrich: Zur Einheit von Literaturgeschichte und Literaturkritik. In: Deutsche<br />

Vierteljahresschrift <strong>für</strong> Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte 34 (1960), S. 327-337, S. 328.<br />

85 Krzywon, Ernst Josef: Literaturwissenschaft und Theologie. Elemente einer hypothetischen<br />

Literaturtheologie. In: Stimmen der Zeit 193 (1975), S. 108-116, S. 111.<br />

86 Vgl. ebd.<br />

87 Ebd., S. 112.<br />

88 Ebd., S. 111.<br />

89 Vgl. Crimmann, Ralph: Literaturtheologie. Studien zum Vermittlungsproblem zwischen <strong>Germanistik</strong> und<br />

Theologie, Dichtung und Glaube, Literaturdidaktik und Religionspädagogik. Frankfurt a.M.: Lang 1978.<br />

(Europäische Hochschulschriften: Reihe 1, Deutsche Literatur und <strong>Germanistik</strong> 240), S. 12.<br />

90 Vgl. ebd., S. 60.<br />

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