05.10.2013 Aufrufe

DIPLOMARBEIT - Institut für Germanistik - Universität Wien

DIPLOMARBEIT - Institut für Germanistik - Universität Wien

DIPLOMARBEIT - Institut für Germanistik - Universität Wien

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Das Naheverhältnis von katholischer Kirche und NS-Regime, so wie die <strong>für</strong> Österreich<br />

charakteristische „schwarz-braun-schwarze Kontinuität“ 248 , wird in der Autobiographie<br />

detailliert und vielschichtig ausgeführt. Es wird aufgezeigt, in welchen Bereichen und in<br />

welcher Art und Weise sich katholisch-nationalsozialistische Strukturen bemerkbar machen,<br />

wie diese Strukturen auch nach dem Ende der nationalsozialistischen Ära in der<br />

österreichischen Mentalität weiterleben.<br />

6.2.2. Salzburg - die katholisch-nationalsozialistische Umwelt des<br />

autobiographischen Ichs<br />

Der Schauplatz aller fünf autobiographischen Erzählungen ist Salzburg, hier verbringt das<br />

autobiographische Ich seine Kindheit und Jugend. Gerade diese Stadt wird zum Inbegriff und<br />

„Topos der Verbindung von Katholizismus und Nationalsozialismus“ 249 – Salzburg ist nicht<br />

nur dem „katholischen Stumpfsinn“ vollkommen ausgeliefert und von ihm beherrscht,<br />

Salzburg ist „auch noch eine durch und durch nazistische Stadt“ (Ki 21).<br />

In der Tat nimmt die „Kirchenprovinz“ 250 Salzburg eine Sonderstellung im<br />

gesamtösterreichischen Vergleich ein. Ein Blick in die Salzburger Geschichte zeigt, dass diese<br />

Stadt eine besondere Rolle in Bezug auf den Katholizismus gespielt hat: Über ein Jahrtausend<br />

lang Erzbistum und damit sowohl geistliche als auch weltliche Herrschaft ausübend, blieb die<br />

Stadt auch bis ins 18. Jahrhundert hinein die „Hochburg eines besonders repressiven<br />

Katholizismus“, die sich vehement gegen die Reformation verweigerte und radikal dagegen<br />

vorging. 251 Aber schon im beginnenden 20. Jahrhundert entwickelte sich Salzburg zu einem<br />

„Zentrum deutschnationaler Gruppierungen“, deren Erbe sich noch Jahrzehnte nach Ende der<br />

NS-Ära durch einen vergleichsweise hohen Stimmenanteil <strong>für</strong> den VdU 252 bzw. die FPÖ bei<br />

den Landtagswahlen bemerkbar machte. 253 Der Antisemitismus schien bei den Salzburgern<br />

wesentlich stärker ausgeprägt als beispielsweise in <strong>Wien</strong> oder Linz. 254 Die Entnazifizierung in<br />

248 Langer, Renate: Hitlerbild und Kreuz, S. 22.<br />

249 Ebd.<br />

250 Hanisch, Ernst: Österreichische Geschichte 1890-1990. Der lange Schatten des Staates, S. 215.<br />

251 Vgl. Langer, Renate: Hitlerbild und Kreuz, S. 22.<br />

252 Verband der Unabhängigen; Vorläufer der freiheitlichen Partei in der Zweiten Republik.<br />

253 Vgl. Hanisch, Ernst: Braune Flecken im Goldenen Westen, S. 321.<br />

254 Vgl. ebd., S 335.<br />

80

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!