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DIPLOMARBEIT - Institut für Germanistik - Universität Wien

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1. Einleitung<br />

1.1. Forschungsinteresse und Themenstellung<br />

Zwei wesentliche Aspekte sind im Titel der hier vorliegenden Arbeit angeführt: Katholizismus<br />

ist der eine, Thomas Bernhards autobiographische Pentalogie der andere. Mit der Präposition<br />

in wird die Beziehung beider Aspekte zueinander ausgedrückt, die zugleich auch das<br />

Forschungsinteresse benennt. Katholizismus soll im Folgenden mit Bernhards<br />

autobiographischen Erzählungen in Beziehung gesetzt werden, „das Katholische“ (bewusst<br />

verweigere ich an dieser Stelle eine präzisere Bezeichnung) in jenen fünf Publikationen<br />

zunächst gesucht und anschließend untersucht werden. Gewiss erwiese sich diese<br />

Spurensuche in anderen Werken Bernhards als ergiebiger – Romane wie Auslöschung. Ein<br />

Zerfall oder Alte Meister und Dramen wie Heldenplatz strotzen nur so vor kritischen<br />

Kommentaren zur katholischen Kirche und stellen seitenweise Material zu diesem<br />

Forschungsaspekt bereit, Material, das mitunter so überbordend ist, dass hier nicht einmal<br />

mehr von einer „Suche“ gesprochen werden kann. Nicht zu vergessen ist an dieser Stelle auch<br />

die relativ unbekannte, frühe lyrische Phase Bernhards, die mit Gedichtbänden wie In hora<br />

mortis 1 eine tiefreligiöse Phase des Autors belegt und ebenso als Primärliteratur dienen<br />

könnte. Mit der Wahl der Autobiographie und in dem Vorhaben, ihre katholischen Elemente<br />

herauszuarbeiten, begebe ich mich auf noch wenig erkundetes Gelände, denn insgesamt<br />

übergeht die Forschung katholische Elemente in Bernhards Literatur meist unreflektiert. 2<br />

Genau hier liegt der Reiz dieser Unternehmung verborgen. Die wissenschaftliche Literatur zu<br />

Bernhards autobiographischen Erzählungen umfasst u.a. stilistische, rhetorische, formale und<br />

historische Fragestellungen – die religiös-katholische Komponente wurde bis dato nur sehr<br />

vereinzelt aufgegriffen und einer genaueren Analyse unterzogen; zu unrecht, wie ich in<br />

meiner Arbeit demonstrieren möchte. Denn obgleich Katholizismus in anderen Werken<br />

Thomas Bernhards intensiver und offensichtlicher verhandelt wird, so bietet die<br />

Autobiographie dennoch ein reichhaltiges Kompendium katholischer Akzente an, in welchem<br />

neben offensiver Kritik auch subtilere Elemente enthalten sind. Bernhard kann eben nicht nur<br />

auf die forsche Kritik und Anprangerung in Auslöschung reduziert werden – seine Darstellung<br />

und Thematisierung des Katholizismus in den autobiographischen Erzählungen weist eine<br />

1 Bernhard, Thomas: In hora mortis. Salzburg: Otto Müller 1958.<br />

2 Vgl. Thuswaldner, Gregor: De Deo Abscondito. Religiöse Konflikte bei Thomas Bernhard. In: Berwald, Olaf<br />

und Gregor Thuswaldner (Hg.): Der untote Gott. Religion und Ästhetik in der deutschen und österreichischen<br />

Literatur des 20. Jahrhunderts. Köln, Weimar u.a.: Böhlau 2007, S. 159-176, S. 159.<br />

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