Agrar-Kolonialismus in Afrika - VSA Verlag

Adis Nifas weitgehend in Eigenarbeit angelegt haben, ist mit seinen
etwa 12 Metern Höhe und 250 Metern Länge weit weniger eindrucksvoll
und Strom bringt er auch nicht. 144 Dafür ist er nicht teuer. Verwendet
wurden überwiegend lokale Materialien wie Bruchsteine und Erde,
dazu etwas Zement für den Überlaufkanal. Aber er erfüllt seinen Zweck.
Auch sechs Monate nach dem Ende der Regenzeit ist im Stausee noch
ein flacher Rest Wasser übrig, genug für das Vieh.
Im Tal unterhalb von Damm und See hat jede Familie einen Viertel
Hektar Land erhalten sowie Setzlinge von Obstbäumen und Elefantengras
als Bepflanzung für die Erdwälle, die die Felder trennen und die
Bodenerosion bremsen. Eine Wassernutzerorganisation, verantwortlich
für die Wasserverteilung und die Instandhaltung der kleinen Kanäle,
wurde aufgebaut, verbesserte Anbaumethoden wurden eingeführt, die
auch bei sparsamem Umgang mit dem kostbaren Nass höhere Erträge
bringen. Einige Familien versuchen es mit Baumwolle, Sesam und Gemüse.
Die meisten pflanzen jedoch Chillies an, in der Trockenzeit eine
begehrte Ware.
Talabwärts der bewässerten Felder ist der Grundwasserspiegel gestiegen.
Mit einer Tretpumpe können die Bauern jetzt Wasser auf ihre
Felder leiten. Das reicht, um einige Reihen Chillipflänzchen und ein
paar Baumwollsträucher zu versorgen. Je länger Wasser über die Regenzeit
hinaus verfügbar ist, desto besser fällt die Ernte aus.
Doch die Regierung, die internationalen Helfer, die Bauindustrie und
die internationalen Finanziers denken in anderen Dimensionen. Mehrere
neue Großstaudämme sind geplant oder im Bau, trotz der bekannten
gravierenden ökologischen und sozialen Auswirkungen und der immensen
Kosten. 145 Wo immer möglich, sollen sie als Mehrzweckdämme sowohl
der Energieerzeugung als auch der Landwirtschaft dienen und die
»Wassersicherheit« verbessern, also Schutz vor Überschwemmungen
und Schäden bieten sowie eine zuverlässige Versorgung ermöglichen.
144
Uwe Hoering, Wasser für Nahrung – Wasser für Profit. Die Wasserpolitik der Weltbank
in der Landwirtschaft, 2005 (Brot für die Welt, Hintergrund-Materialien 15, Kampagne
»MenschenRechtWasser«)
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Gegenwärtig ist die Weltbank direkt an zwei Staudamm-Projekten in Äthiopien beteiligt,
betrachtet aber die Entwicklung von Mehrzweckdämmen als vorrangig bei ihrer zukünftigen
Hilfe beim Management von Wasserressourcen. Außerdem ist sie an der Planung
anderer Riesenprojekte beteiligt wie Grand Inga in der Demokratischen Republik Congo.
Einen Vorsprung haben die Chinesen, die gegenwärtig mindestens zehn Staudammprojekte
in Afrika finanzieren und durchführen.
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