Agrar-Kolonialismus in Afrika - VSA Verlag
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Anfangs war dieses weitgehend ungeklärte Nebene<strong>in</strong>ander unterschiedlicher<br />
Rechtssysteme auch ke<strong>in</strong> wesentlicher Unsicherheitsfaktor.<br />
Es gab genügend Land. Doch das wird zunehmend knapp. Zum<br />
e<strong>in</strong>en durch e<strong>in</strong>e wachsende Bevölkerung. Bauern machen den Nomaden<br />
Weideland, Wasserstellen und Feuchtgebiete streitig. Mit Liberalisierung<br />
und Privatisierung seit den 1980er Jahren nahm zudem der<br />
Druck von e<strong>in</strong>heimischen wie von <strong>in</strong>ternationalen Investoren auf das<br />
Land zu. Der Tourismus, neue Nationalparks und die Ausweitung der<br />
Exportlandwirtschaft für Produkte wie Bohnen, Blumen und Obst sowie<br />
die Nachfrage nach Bauland durch die rasch wachsenden Städte<br />
eröffneten neue, lukrative Nutzungsformen für Äcker oder Weideland.<br />
»Die Unvere<strong>in</strong>barkeit von geme<strong>in</strong>schaftlichen Landnutzungssystemen<br />
und formellen Rechtsstrukturen können <strong>in</strong> Unsicherheit für Handel,<br />
Investitionen und Marktentwicklung resultieren«, macht denn auch<br />
das Land Tenure Center, das im Auftrag von USAID Landreformprozesse<br />
<strong>in</strong> <strong>Afrika</strong> vorantreibt, Reformbedarf deutlich. 123 Neben der Frage<br />
der Umverteilung trat nun zunehmend die Verteidigung von Geme<strong>in</strong>schaftsland<br />
gegen Ansprüche von Staat und privaten Investoren <strong>in</strong> den<br />
Vordergrund – und damit das »Wiederauftauchen der Landfrage auf<br />
breiter Front«. 124<br />
Inzwischen f<strong>in</strong>det <strong>in</strong> vielen Teilen <strong>Afrika</strong>s e<strong>in</strong>e neuerliche Vertreibung<br />
von Kle<strong>in</strong>bauern und e<strong>in</strong>e teils schleichende, teils offene Privatisierung<br />
von öffentlichem Land statt, begünstigt dadurch, dass die Rechte nicht<br />
verschriftlich s<strong>in</strong>d:<br />
■ Im Baumwollgürtel im südlichen Mali wird Land <strong>in</strong> der näheren<br />
Umgebung der Städte <strong>in</strong> beängstigender Geschw<strong>in</strong>digkeit von unveräußerlichem<br />
Geme<strong>in</strong>schaftsbesitz <strong>in</strong> <strong>in</strong>dividuellen Besitz umgewandelt,<br />
der verkauft werden kann. Angesichts des steigenden Werts von<br />
Land haben Spekulanten und Bürokraten begonnen, Land von geme<strong>in</strong>schaftlichen<br />
Landbesitzern zu übernehmen, die es aufgrund ihrer<br />
formell nicht anerkannten Rechte vorziehen, zu verkaufen, bevor<br />
sie vom Staat als dem rechtmäßigen Eigentümer enteignet werden,<br />
eventuell sogar ohne Entschädigung.<br />
123<br />
Land Tenure Center, Brief<strong>in</strong>g document, August 2000<br />
124<br />
Kjell J. Havnevik, The land question <strong>in</strong> Sub-Saharan Africa, <strong>in</strong> IRDCurrents No. 15,<br />
www.<strong>in</strong>fo.slu.se/Currents/IRDCurr15.pdf<br />
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