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Agrar-Kolonialismus in Afrika - VSA Verlag

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Umgekehrt br<strong>in</strong>gt die E<strong>in</strong>führung formalisierter Landtitel für die<br />

ärmeren Kle<strong>in</strong>bauern wenig Vorteile. »Landtitel-Programme <strong>in</strong> <strong>Afrika</strong><br />

waren für den Staat und die Armen extrem teuer, ohne zu e<strong>in</strong>er deutlich<br />

verbesserten Kreditversorgung oder höheren Investitionen zu führen«.<br />

136 Ihr Zugang zu Krediten etwa wird – wie von Befürwortern wie<br />

der Weltbank als e<strong>in</strong> Motiv <strong>in</strong>s Feld geführt – kaum verbessert. Privatisierte<br />

Banken vergeben ungern Kredite an Kle<strong>in</strong>bauern, da sie auch<br />

mit Landtitel e<strong>in</strong> zu hohes »Risiko« s<strong>in</strong>d und hohe »Transaktionskosten«<br />

verursachen. Zudem ist der Wert ihres Land meist ger<strong>in</strong>g und bei<br />

Zahlungsschwierigkeiten von der Bank nur schwer zu Geld zu machen.<br />

Anstatt zu mehr »Sicherheit« für Kle<strong>in</strong>bauern vor Enteignung und Vertreibung<br />

führten die Reformen zur Ausweitung, Stärkung und Absicherung<br />

der »modernen« Landbesitz- und Eigentumsverhältnisse. Damit<br />

wurde e<strong>in</strong>e oftmals ungleiche Verteilung von Land weiter zementiert<br />

und vergrößert.<br />

Anstelle formalisierter Titel, staatlicher Registrierung und <strong>in</strong>dividueller<br />

Eigentumsrechte wäre für die kle<strong>in</strong>bäuerliche Landwirtschaft e<strong>in</strong>e<br />

bessere Anerkennung und Stärkung des traditionellen Gewohnheitsrechts<br />

wichtiger, das vielfach e<strong>in</strong>e ausreichende Sicherheit bietet. Zwar<br />

ist es nicht »<strong>in</strong>tr<strong>in</strong>sisch gerechter« als das moderne Recht, was sich<br />

etwa an der Position der Frauen zeigt. Doch <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit der<br />

Bevölkerung kann es als Ausgangspunkt für Verbesserungen genutzt<br />

werden. In vielen Fällen hat es sich als bemerkenswert anpassungsfähig<br />

an sich ändernde Umstände wie wachsende Landknappheit und Kommerzialisierung<br />

landwirtschaftlicher Produktion erwiesen. Außerdem<br />

könnten »traditionelle Rechtssysteme für Gruppen mit schwächeren<br />

Ansprüchen wie Frauen, Jugendliche oder Migranten, Pastoralisten<br />

und andere mobile Gruppen Zugangsmöglichkeiten zu Ressourcen<br />

schaffen«. 137 Daher setzen e<strong>in</strong>ige nichtstaatliche Entwicklungsorganisationen<br />

wie Oxfam und das Internationale Institut für Umwelt und Entwicklung,<br />

IIED, auf e<strong>in</strong>e Weiterentwicklung lokaler Systeme von customary<br />

rights und hoffen, damit »land grabb<strong>in</strong>g« durch nationale Eliten<br />

und ausländische Unternehmens<strong>in</strong>teressen e<strong>in</strong>dämmen zu können. 138<br />

136<br />

Julian Quan u.a. (Hrsg.), Land <strong>in</strong> Africa. Market asset of secure livelihood? 2004, 9<br />

137<br />

Julian Quan/Camilla Toulm<strong>in</strong>, <strong>in</strong>: Land <strong>in</strong> Africa. Market asset or secure livelihood?<br />

2004, 77<br />

138<br />

Innovation <strong>in</strong> Secur<strong>in</strong>g Land Rights <strong>in</strong> Africa: lessons from experience (iied Brief<strong>in</strong>g<br />

paper) 2006, www.iied.org<br />

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