Agrar-Kolonialismus in Afrika - VSA Verlag
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Logistik<br />
Damit sich der Düngere<strong>in</strong>satz für den Bauern bzw. für e<strong>in</strong> Land rechnet,<br />
müssen für jede Tonne, die auf dem Acker ausgebracht wird,<br />
m<strong>in</strong>destens fünf bis zehn Tonnen <strong>Agrar</strong>produkte auf den Markt beziehungsweise<br />
zu den Häfen gebracht werden, schätzt die UN-Landwirtschaftsorganisation<br />
FAO. 1 Der Düngere<strong>in</strong>satz erfordert e<strong>in</strong>e funktionierende<br />
Infrastruktur, die <strong>in</strong> <strong>Afrika</strong> <strong>in</strong> vielen Regionen nur ansatzweise<br />
existiert. Zum e<strong>in</strong>en muss der Stoff an die Kunden gebracht werden:<br />
Import, Lagerung, Transport und Verteilung e<strong>in</strong>es Massenprodukts wie<br />
Dünger, das anfällig gegen Hitze und Feuchtigkeit ist, und das zum<br />
richtigen Zeitpunkt beim Bauern ankommen muss, schafft erhebliche<br />
Probleme. Solange ke<strong>in</strong> Händlernetz existiert, weil trotz der weitgehenden<br />
Liberalisierung des Düngermarktes wegen der ger<strong>in</strong>gen Nachfrage<br />
ke<strong>in</strong>e Geschäfte zu machen s<strong>in</strong>d, gibt es zwar e<strong>in</strong> Angebot durch<br />
die Düngemittel<strong>in</strong>dustrie, aber ke<strong>in</strong>e Nachfrage oder Verteilungsstrukturen.<br />
Solange die Bauern ke<strong>in</strong>e höheren Preise für ihre Produkte bekommen,<br />
werden sie auch nicht mehr Dünger nachfragen. So wendet<br />
sich die Düngemittel<strong>in</strong>dustrie denn vertrauensvoll an die Regierungen,<br />
die – als öffentliche Aufgabe – die Infrastruktur und die Nachfrage<br />
schaffen sollen, damit sie ihr Produkt verkaufen kann.<br />
1<br />
Fertilizer Development <strong>in</strong> Support of the Comprehensive Africa Agriculture Development Programme<br />
(CAADP), 2004, 6.<br />
wirksame Maßnahmen gegen Bodenerosion, Armut und Ernährungsunsicherheit.<br />
4. Düngemittel<strong>in</strong>dustrie: Die Quadratur des Kreises 19<br />
Woher soll der Dünger, also die zusätzlich 3,8 Millionen Tonnen im<br />
Jahr, die Ak<strong>in</strong> Ades<strong>in</strong>a von der Rockefeller-Stiftung für <strong>Afrika</strong> für notwendig<br />
hält, überhaupt kommen? Gegenwärtig ist <strong>Afrika</strong> südlich der<br />
Sahara nahezu ausschließlich auf Importe angewiesen, die nach Angaben<br />
der FAO im Jahr 2000 über 200 Millionen US-Dollar kosteten. Nur<br />
wenige Länder haben die f<strong>in</strong>anziellen Möglichkeiten Nigerias, dessen<br />
19<br />
Vgl. zum folgenden Abschnitt: Fertilizer Development <strong>in</strong> Support of the Comprehensive<br />
Africa Agriculture Development Programme (CAADP), 2004.<br />
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