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Agrar-Kolonialismus in Afrika - VSA Verlag

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Europäischen Union e<strong>in</strong> und gehen weit über das h<strong>in</strong>aus, was <strong>in</strong> der<br />

WTO auf der Tagesordnung steht. 196<br />

Zum e<strong>in</strong>en verlangt die Europäische Kommission (EC) e<strong>in</strong>en allgeme<strong>in</strong>en<br />

Zollabbau für 80% aller Importe – gestreckt über mehrere<br />

Jahre. Außerdem nutzt sie die Verhandlungen, um weitergehende Forderungen<br />

durchzusetzen: Für europäische Unternehmen sollen die Investitionsmöglichkeiten<br />

auf mehr Bereiche, etwa auf Dienstleistungen,<br />

ausgedehnt und erleichtert werden. Der Schutz geistiger Eigentumsrechte<br />

soll erweitert werden, ausländische Unternehmen sollen sich<br />

genauso wie e<strong>in</strong>heimische Unternehmen um öffentliche Aufträge bewerben<br />

können. Diese sogenannten »S<strong>in</strong>gapur-Themen«, die <strong>in</strong> der<br />

Welthandelsorganisationen am Widerstand der Entwicklungsländer<br />

gescheitert s<strong>in</strong>d, versucht man nun im Alle<strong>in</strong>gang durchzusetzen. So<br />

würden sich Europas Unternehmen den Zugang zu Märkten und Rohstoffen,<br />

vom Erdöl über Holz bis h<strong>in</strong> zu Metallen, sichern, der zunehmend<br />

auch von östlichen (Ch<strong>in</strong>a und Indien) wie westlichen Ländern<br />

(USA) <strong>in</strong>s Visier genommen wird.<br />

Auch der von der EU geforderte und geförderte Ausbau regionaler<br />

Wirtschaftsräume wie ECOWAS <strong>in</strong> Westafrika und COMESA im östlichen<br />

und südlichen <strong>Afrika</strong> mit e<strong>in</strong>heitlichen Regelungen und Tarifen<br />

würde vor allem ausländischen Investoren zugute kommen. Nach eigener<br />

Aussage geht es der EU schlicht um die »Integration der AKP-Länder<br />

bei Handel und Investitionen <strong>in</strong> die Weltwirtschaft«. 197 Als Köder<br />

für die Zustimmung der Regierungen bietet sie den Abbau ihrer eigenen<br />

<strong>Agrar</strong>subventionen, die nicht nur den afrikanischen Ländern seit Jahrzehnten<br />

e<strong>in</strong> Dorn im Auge s<strong>in</strong>d. Sollten die Verhandlungen scheitern,<br />

droht sie mit gravierenden Nachteilen für die störrischen Länder.<br />

Dennoch lehnen afrikanische Regierungen, Analysten, regionale<br />

Wirtschaftsgruppen und zivilgesellschaftliche Gruppen nahezu e<strong>in</strong>hellig<br />

die Abkommen <strong>in</strong> ihrer gegenwärtigen Form ab. Sie befürchten<br />

Verluste im eigenen Handel, auch untere<strong>in</strong>ander, zugunsten der mächtigen<br />

EU-Wirtschaft. Ger<strong>in</strong>gere Staatse<strong>in</strong>nahmen aufgrund des Zollab-<br />

196<br />

Der Anstoß dafür g<strong>in</strong>g von der WTO aus, die die besonderen Handelspräferenzen der<br />

EU für die AKP-Staaten als Benachteiligung anderer Länder monierte und für e<strong>in</strong>e entsprechende<br />

Anpassung der Handelspolitik der EU e<strong>in</strong>e Frist bis Ende 2007 setzte.<br />

197<br />

Cotonou Partnership Agreement: Article 1 (7), zitiert bei Christoph Pannhausen,<br />

Economic Partnership Agreements and Food Security: What is at Stake for West Africa?<br />

2006, 10.<br />

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