Agrar-Kolonialismus in Afrika - VSA Verlag
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»Die Globalisierung der Landwirtschafts- und Ernährungssysteme<br />
ist gekennzeichnet durch die Entwicklung e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>dustriellen, exportorientierten<br />
Produktion, geprägt durch die Interessen der<br />
transnationalen Unternehmen (TNCs), die zunehmend <strong>in</strong> der Lage<br />
s<strong>in</strong>d zu bestimmen, wie Nahrung erzeugt, gehandelt und verkauft<br />
wird.« (Friends of the Earth International, trade and people’s food<br />
sovereignty, April 2003, www.foei.org)<br />
Dieser Prozess f<strong>in</strong>det, wie gesagt, <strong>in</strong> vielen Ländern bereits massiv und<br />
seit Jahren statt. Menschen werden für Plantagen, Staudämme und<br />
den Bergbau von Acker und Hütte vertrieben. Sie verlieren ihr Land<br />
an Wucherer oder Bodenspekulanten im Umfeld explodierender Städte.<br />
Sie werden verdrängt, marg<strong>in</strong>alisiert – doch sie verschw<strong>in</strong>den nicht.<br />
Sie machen weiter auf schlechteren Böden, unter erbärmlichen Bed<strong>in</strong>gungen.<br />
Sie kommen zurück und besetzen das Land wie <strong>in</strong> Brasilien, sie<br />
erkämpfen Landreformen wie auf den Philipp<strong>in</strong>en. Sie überleben sozusagen<br />
<strong>in</strong> den Nischen des Systems, die ihnen die kommerzielle Wirtschaft,<br />
die Globalisierung der Nahrungsmittel<strong>in</strong>dustrie noch lässt, im<br />
toten W<strong>in</strong>kel der Politik, <strong>in</strong> den Regionen, <strong>in</strong> denen sie »unsichtbar«<br />
s<strong>in</strong>d, im Niemandsland zwischen den Industrieplantagen, das sich nicht<br />
für den Anbau mit Masch<strong>in</strong>en und von Exportprodukten eignet, an steilen<br />
Berghängen oder <strong>in</strong> den semi-ariden Gebieten, wo schlechte Böden<br />
und unberechenbare Niederschläge nur die Ausdauerndsten oder die<br />
Verzweifeltsten e<strong>in</strong> Auskommen f<strong>in</strong>den lässt. Sie verschw<strong>in</strong>den nicht<br />
nur nicht, ihre Zahl steigt sogar. Ebenso ihr Beitrag zur <strong>Agrar</strong>produktion.<br />
4<br />
Neben der offiziellen <strong>Agrar</strong>politik, die auf die Durchsetzung e<strong>in</strong>er<br />
<strong>in</strong>dustrialisierten, kommerziellen Landwirtschaft abzielt, gibt es auch<br />
immer mehr Versuche, die Notwendigkeit und Realisierbarkeit von<br />
Alternativen für die landwirtschaftliche Entwicklung aufzuzeigen, die<br />
diesen Menschen e<strong>in</strong>e Zukunft bieten können: »Vorstellungen über die<br />
4<br />
Oksana Nagayets, Small Farms: Current Status and Key Trends, Information Brief,<br />
The Future of Small Farms, Research Workshop, June 26-29, 2005, www.ifpri.org/events/<br />
sem<strong>in</strong>ars/2005/20050626SmallFarms.htm. Etwa 85% aller Farmen weltweit (ungefähr<br />
525 Millionen) s<strong>in</strong>d »kle<strong>in</strong>«, d.h. sie haben e<strong>in</strong>e Größe von zwei Hektar oder weniger. Die<br />
Hälfte davon s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a, ca. 33 Millionen <strong>in</strong> <strong>Afrika</strong>. In Ländern wie Äthiopien, Indien<br />
oder der DR Kongo hat sich die Zahl der kle<strong>in</strong>en Farmen <strong>in</strong> den vergangenen zwei, drei<br />
Jahrzehnten mehr als verdoppelt, ebenso steigt ihr Beitrag zur landwirtschaftlichen Produktion,<br />
<strong>in</strong>sbesondere von Milch, Getreide und Vieh.<br />
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