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Agrar-Kolonialismus in Afrika - VSA Verlag

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Entwicklung anzuwerfen«, nämlich die Förderung des privaten Sektors<br />

und neuer Technologien als Prioritäten, sowie den weiteren Rückzug<br />

des Staates auf die Bereitstellung der dafür erforderlichen Voraussetzungen.<br />

31<br />

Daraufh<strong>in</strong> wurden die staatlichen Saatgutunternehmen privatisiert,<br />

die öffentlichen Züchtungsprogramme heruntergefahren und neue Gesetze<br />

und Verordnungen erlassen, die private Investitionen <strong>in</strong> den Saatgutsektor<br />

fördern sollten. Mit neuen Gesetzen wollte man Handelsbarrieren<br />

abbauen und die Bauern ermuntern oder zw<strong>in</strong>gen, zertifiziertes<br />

Saatgut zu kaufen. Dafür fehlte vielen aber das Geld. Es fehlte auch der<br />

Absatzmarkt und damit der Anreiz für private Unternehmen, den Rückgang<br />

der staatlichen Unterstützung zu kompensieren.<br />

Im Comprehensive Africa Agricultural Development Programme<br />

wird denn auch geklagt, dass Privatisierung und andere Strukturanpassungsmaßnahmen<br />

zu e<strong>in</strong>em »überhasteten Rückzug« des Staates<br />

geführt hätten. Das verursachte »schwerwiegende E<strong>in</strong>brüche <strong>in</strong> der<br />

Produktion, im <strong>Agrar</strong>handel und <strong>in</strong> Dienstleistungen für die Bauern«,<br />

weil es ke<strong>in</strong>en privaten Sektor gab, der die Lücke füllen konnte. 32 Positive<br />

Auswirkungen der Strukturanpassungspolitik wie ger<strong>in</strong>gere Inflation,<br />

gebremste Staatsverschuldung, s<strong>in</strong>kende Z<strong>in</strong>sen und Abwertungen<br />

brachten den Kle<strong>in</strong>bauern wenig. Dagegen hatten andere Maßnahmen<br />

wie die Handelsliberalisierung, der Abbau von Subventionen und öffentlichen<br />

Ausgaben mit ihren Auswirkungen auf Landwirtschaft, Bildung<br />

und ländliche Infrastruktur für sie negative Folgen. Privatisierte<br />

Banken zum Beispiel schlossen Filialen <strong>in</strong> ländlichen Regionen und reduzierten<br />

die Kreditvergabe an die bäuerliche Landwirtschaft.<br />

Die landwirtschaftliche Förderung konzentrierte sich weitgehend<br />

auf Exportprodukte wie Kaffee, Kakao oder Baumwolle, zunehmend<br />

auch auf Ananas und anderes Obst, auf Gemüse und Schnittblumen mit<br />

angeblichen »Standortvorteilen«. Wachsende Importe von Grundnah-<br />

31<br />

World Bank, Sub-Saharan Africa, From Crisis to Susta<strong>in</strong>able Growth. A Long-Term<br />

Perspective Study, 1989, 90<br />

32<br />

Zitiert bei Ernest Harsch, Agriculture: Africa’s »eng<strong>in</strong>e for growth«. In: Africa Recovery,<br />

Vol 17, Nr.4 (January 2004). Sche<strong>in</strong>heilig beklagt auch die Weltbank, dass »e<strong>in</strong>ige<br />

Länder trotz e<strong>in</strong>es schlechten Geschäftsumfeldes voreilig Reformen durchführten, was den<br />

privaten Sektor davon abhielt, die Lücke zu füllen, die durch den Rückzug der staatlichen<br />

und halbstaatlichen Unternehmen entstand«, obwohl sie selbst mit ihren Strukturanpassungsprogrammen<br />

und Konditionalisierung diese E<strong>in</strong>schnitte erzwungen hatte. Siehe: The<br />

World Bank, Agricultural Growth for the Poor: An Agenda for Development, 2005, 55.<br />

34

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