Agrar-Kolonialismus in Afrika - VSA Verlag
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Dünger, Agrochemie und Bewässerung höhere Erträge br<strong>in</strong>gen. Mit<br />
diesem Technologie-Paket und massiver staatlicher Unterstützung für<br />
den Ausbau von Bewässerung, Subventionen, Preisgarantien und Beratung<br />
gelang es <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen asiatischen und late<strong>in</strong>amerikanischen Ländern,<br />
die Erzeugung von Grundnahrungsmitteln wie Mais, Reis und<br />
Weizen erheblich zu steigern. Aus Hungerländern wie Indien wurden<br />
<strong>Agrar</strong>exporteure. E<strong>in</strong>e moderne, kommerzielle bäuerliche Mittelschicht<br />
entstand und die Erzeugung von Getreide wuchs schneller als die Bevölkerung.<br />
Global gesehen trug sie dazu bei, dass genug Nahrungsmittel<br />
zur Verfügung stehen, damit ke<strong>in</strong> Mensch hungern müsste. Gleichzeitig<br />
schuf sie e<strong>in</strong>en verlässlichen globalen Absatzmarkt für die Agro<strong>in</strong>dustrie.<br />
Die negativen Folgen zeigten sich erst später: die Vertreibung von<br />
Subsistenzbauern, die Verseuchung der Böden, die Übernutzung von<br />
Wasserressourcen etc. 25<br />
Wie vor e<strong>in</strong>em halben Jahrhundert setzt die Allianz auch heute auf<br />
e<strong>in</strong>en Top-down-Ansatz: Ihr Ausgangspunkt und Kern ist PASS, das<br />
Program for Africa’s Seed Systems, das dazu beitragen soll, dass <strong>in</strong><br />
nationalen und <strong>in</strong>ternationalen <strong>Agrar</strong>forschungszentren <strong>in</strong>nerhalb von<br />
fünf Jahren m<strong>in</strong>destens 200 neue Sorten gezüchtet werden. »Wissenschaft<br />
und Technologie s<strong>in</strong>d die Pfeilspitze, um Veränderungen herbeizuführen«,<br />
erklärt Rajiv Shah, Koord<strong>in</strong>ator des »Globalen Entwicklungsprogramms«<br />
der BMGF. 26 Dabei sollen, so Shah ausdrücklich, <strong>in</strong><br />
Kooperation mit Agrokonzernen wie Monsanto und Pioneer auch »die<br />
vielversprechenden Möglichkeiten der Biotechnologie« genutzt werden,<br />
um »bahnbrechende Produkte« zu entwickeln, »die den armen Bauern<br />
helfen können«. 27<br />
Doch dabei wollen sie es nicht belassen. Durch Unterstützung von<br />
privaten Saatgut-Unternehmen und den Aufbau e<strong>in</strong>es dichten Netzes<br />
25<br />
Siehe zum Beispiel Vandana Shiva, The Violence of the Green Revolution, 1991.<br />
26<br />
Rajiv Shah, The Bill & Mel<strong>in</strong>da Gates Foundation: An Emerg<strong>in</strong>g Approach to Agricultural<br />
Development. Vortrag, 2006 Norman E. Borlaug/World Food Prize International<br />
Symposium »The Green Revolution Redux: Can We Replicate the S<strong>in</strong>gle Greatest Period of<br />
Food Production <strong>in</strong> All Human History?“, October 19-20, 2006, www.worldfoodprize.org.<br />
27<br />
Ähnlich Rob Horsch, früher Vizepräsident von Monsanto (siehe Kapitel: Unternehmen<br />
Süßkartoffel), der 2006 zur Gates-Stiftung wechselte, nach eigener Aussage mit dem<br />
Auftrag , »Ernteerträge durch die für die Probleme <strong>in</strong> Regionen wie <strong>Afrika</strong> südlich der Sahara<br />
beste und geeignetste Forschung und Technologie, e<strong>in</strong>schließlich Biotechnologie, zu<br />
verbessern.« (zitiert <strong>in</strong>: Friends of the Earth International, agriculture & food. Who benefits<br />
from gm crops?, 2007, 61).<br />
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