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Agrar-Kolonialismus in Afrika - VSA Verlag

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9. Braucht <strong>Afrika</strong> Gentechnologie? 111<br />

Der Konflikt um den Genmais als Nahrungsmittelhilfe zeigt, dass es<br />

breiten Widerstand gibt. Die weltweiten Diskussionen um die Gefahren<br />

der Gentechnologie für Gesundheit und biologische Vielfalt, die Sorge<br />

um die Abhängigkeit von mächtigen <strong>Agrar</strong>konzernen und die Erfahrungen<br />

<strong>in</strong> Indien oder Indonesien über den ger<strong>in</strong>gen wirtschaftlichen<br />

Nutzen haben auch <strong>in</strong> <strong>Afrika</strong> ihre Spuren h<strong>in</strong>terlassen. Während für<br />

Großbetriebe der großflächige, monokulturelle <strong>in</strong>dustrielle Anbau von<br />

Gen-Soja oder anderen Genpflanzen möglicherweise wirtschaftliche<br />

Vorteile br<strong>in</strong>gt, gehen sie an den Anforderungen und Problemen der<br />

meisten Kle<strong>in</strong>bauern vorbei.<br />

Das zeigt auch e<strong>in</strong> Blick auf die vielfach verbreitete »Erfolgsgeschichte«<br />

von Monsantos bt-Baumwolle <strong>in</strong> Südafrika. Trotz erheblicher Unterstützung<br />

durch die Regierung, die mit Bewässerung, Subventionen<br />

und e<strong>in</strong>er Abnahmegarantie den Anbau massiv förderte, wendeten sich<br />

viele Bauern nach kurzer Zeit ab. Ähnlich wie beim Süßkartoffel-Projekt<br />

wurden ansche<strong>in</strong>end die Akzeptanz und der Erfolg des Versuchs kräftig<br />

aufgebauscht. 112 So erweckte ISAAA den E<strong>in</strong>druck, Kle<strong>in</strong>bauern hätten<br />

die Technologie auf 40.000 Hektar e<strong>in</strong>gesetzt – e<strong>in</strong> unabhängiges<br />

Untersuchungsteam schätzte die Fläche dagegen auf weniger als 3.000<br />

Hektar. Ähnlich stark gehen die Angaben über den wirtschaftlichen<br />

Nutzen ause<strong>in</strong>ander: CropGen, e<strong>in</strong>e PR-Organisation der Gentechnologie-Industrie,<br />

behauptete, Bauern hätten 113 US-Dollar je Hektar<br />

verdient, Monsanto selbst spricht von 90 US-Dollar, ISAAA von 50 US-<br />

Dollar – das Untersuchungsteam dagegen stellte fest, dass die Bauern<br />

im zweiten Jahr des Anbaus nur 18 US-Dollar mehr verdienten, während<br />

sie sich im ersten Jahr sogar schlechter standen als Farmer, die<br />

konventionelle Baumwolle anbauten. Da die bt-Baumwolle per Saldo<br />

meist nicht weniger <strong>Agrar</strong>gifte benötigt und gleichzeitig die Erträge und<br />

die Qualität nicht deutlich besser s<strong>in</strong>d als bei konventioneller Baumwolle,<br />

birgt sie <strong>in</strong>sbesondere für Kle<strong>in</strong>bauern die Gefahr, <strong>in</strong> die Schuldenfalle<br />

zu geraten. Das Hauptproblem seien zudem nicht unzureichende<br />

111<br />

E<strong>in</strong>en Überblick weltweit, <strong>in</strong>sbesondere über Gen-Soja und Gen-Baumwolle, gibt:<br />

agriculture & food. Who benefits from gm crops? An analysis of the global performance of<br />

gm crops (1996-2006), 2007 (Friends of the Earth International).<br />

112<br />

Siehe Aaron deGrassi, Genetically Modified Crops and Susta<strong>in</strong>able Poverty Alleviation<br />

<strong>in</strong> Sub-Saharan Africa, 2003.<br />

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