Agrar-Kolonialismus in Afrika - VSA Verlag
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Fonio – Der »Hungerreis«<br />
Fonio ist eigentlich e<strong>in</strong>e Hirseart, die auch auf sandigen, ste<strong>in</strong>igen Böden<br />
angebaut werden kann und sowohl Trockenheit als auch Überschwemmungen<br />
gut übersteht. Im Englischen wird sie daher als »Hungereis«<br />
bezeichnet. Die anspruchslose Pfl anze wächst so schnell, dass<br />
zwei bis drei Ernten im Jahr möglich s<strong>in</strong>d. Das Stroh kann als Viehfutter<br />
genutzt werden. Die Zubereitung ist allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong>e Herausforderung:<br />
Jedes Kilo Fonio enthält rund zwei Millionen Körner, die von ihren Schalen<br />
befreit werden müssen. Traditionell werden sie dazu zusammen mit<br />
Sand <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em großen Mörser geschlagen. Dann müssen Sand und<br />
Schalen herausgewaschen werden. Dadurch ist Fonio drei bis vier Mal<br />
so teuer wie Reis. Doch da Fonio als Nahrungsmittel außerordentlich<br />
geschätzt wird, ist es noch nicht ausgestorben. Mittlerweile wurden<br />
Schälmasch<strong>in</strong>en entwickelt, die auch für Kle<strong>in</strong>bauern erschw<strong>in</strong>glich<br />
s<strong>in</strong>d. So ist die Produktion <strong>in</strong> Westafrika <strong>in</strong> den vergangenen Jahren<br />
wieder angestiegen.<br />
Quelle: ASW, Solidarische Welt Nr. 189, 23<br />
wiesen, dass er als angepasste Sorte e<strong>in</strong>en wesentlichen Beitrag zur Ernährungssicherheit<br />
leistet, selbst unter schwierigen Bed<strong>in</strong>gungen – was<br />
für die kle<strong>in</strong>bäuerliche Landwirtschaft wichtiger ist als hohe Erträge.<br />
5. Wie bekämpft man Schädl<strong>in</strong>ge?<br />
Es hilft das beste Saatgut nichts, wenn es dem bösen Nachbarn nicht<br />
gefällt. Mitesser gehören zur Landwirtschaft wie der Boden und der<br />
Regen. Unkräuter nehmen den Schößl<strong>in</strong>gen das Licht und stehlen die<br />
Nährstoffe, die der Bauer mühsam geschaffen oder gekauft hat, Pilze<br />
befallen Wurzelwerk, Raupen fressen sich an frischen Blättern satt.<br />
Gefürchtet ist der Mosaikvirus, der Cassava befällt, verflucht der Maiszünzler,<br />
gehasst der Baumwollkapselwurm.<br />
Auch hier bietet die Industrie ihre Dienste an: Herbizide, Fungizide<br />
und Pestizide sollen die Saat schützen und zu reichem Ertrag br<strong>in</strong>gen.<br />
Das kostet zwar e<strong>in</strong> wenig mehr, aber angesichts der Versprechungen,<br />
höhere Erträge zu erhalten oder gar die Ernte zu retten, die sonst verloren<br />
g<strong>in</strong>ge, s<strong>in</strong>d viele Bauern weltweit bereit, dafür <strong>in</strong> die Tasche zu<br />
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