Agrar-Kolonialismus in Afrika - VSA Verlag

en. Eines ihrer Einstiegsangebote sind preiswerte, handliche »Starterpakete«,
die neben Dünger und Saatgut auch die passenden Pestizide
liefern. Auch Anbaumethoden wie Integrierte Schädlingsbekämpfung
(IPM) und die »Null-Bodenbearbeitung« setzen mit ihrem verringerten
Pestizid- oder Herbizideinsatz die Hemmschwelle herab.
Vor allem aber versprechen sie mit der Gentechnologie Arbeitserleichterung
und Kostenersparnis durch eingebauten Schädlingsschutz.
Gentechnisch veränderte Sorten sollen Krankheiten und Insekten ganz
von allein abwehren. Zu den bislang verbreitetsten Methoden gehört
der Einsatz von bt, bacillus thuringiensis. Gene des Bazillus werden
Baumwolle oder Mais eingebaut, die daraufhin ein Gift produzieren,
das den Maiszünzler oder den Baumwollkapselwurm abtöten soll.
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»Die Landwirte brauchen Pestizide zur Bekämpfung eines Insekts,
das zum Schädling wurde, weil ›Un‹-Kräuter, von denen es lebte,
vernichtet wurden durch Herbizide, die eingesetzt wurden, um mechanisches
Jäten überflüssig zu machen, das unmöglich geworden
war durch die höhere Pflanzdichte, die erhöht wurde, weil die Pflanzen
gezüchtet wurden auf Produktivität bei hoher Dichte, wodurch
sie hohe Mengen an billigem Dünger verarbeiten können, sodass die
Pflanzen für die Schädlinge noch appetitlicher erscheinen, und so
weiter und so fort. Bei jedem Schritt greift die Forschung ein und
befreit den Landwirt vom unmittelbaren Widerspruch des Produktionssystems,
an das er gefesselt ist, wobei jede Befreiung angesichts
ihrer vorübergehenden Natur nur neue Märkte für Saatgut,
Düngemittel, Maschinen, Herbizide, Pestizide und dergleichen mehr
schafft.« (Jean-Pierre Berlan, zitiert in Silvia Pérez-Vitoria, Bauern
für die Zukunft. Auf dem Weg zu einer globalen Bewegung, 2007,
88)
Gentechnologie bedeutet allerdings nicht notwendigerweise weniger
Gift. Auch bt-Baumwolle benötigt weiterhin den Einsatz der Spritze
gegen andere Schädlinge. In Ländern wie Indien und Indonesien, wo
bt-Baumwolle in den vergangenen Jahren eingeführt wurde, wurde
weder das Versprechen eines geringeren Pestizideinsatzes – und damit
größerer Umweltfreundlichkeit – eingehalten, noch das von höheren
Erträgen und damit besserem Einkommen. Hohe Kosten für bt-Saatgut,
geringe oder gar keine Einsparungen für Pestizide und sinkende
Erträge bzw. niedrigere Preise für bt-Baumwolle trieben viele Bauern