Agrar-Kolonialismus in Afrika - VSA Verlag
Agrar-Kolonialismus in Afrika - VSA Verlag
Agrar-Kolonialismus in Afrika - VSA Verlag
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
tive Bilanz gilt nicht gleichermaßen für die Kle<strong>in</strong>bauern. Viele von ihnen<br />
wurden durch den dramatischen Rückgang der Preise für traditionelle<br />
Exportprodukte an den Rand des Ru<strong>in</strong>s getrieben. Die Umstellung auf<br />
neue Exportprodukte können dagegen nur wenige mitmachen – und sie<br />
kommt daher auch nur e<strong>in</strong>igen wenigen zugute, wie das Beispiel Uganda<br />
zeigt. Gleichzeitig wird für e<strong>in</strong>e weitere Steigerung der Exporte mehr<br />
und mehr Land, das jetzt für kle<strong>in</strong>bäuerliche Landwirtschaft und den<br />
Anbau von Grundnahrungsmitteln genutzt wird, umgewandelt <strong>in</strong> Land<br />
für die Exportlandwirtschaft. Wasser, das jetzt noch auf kle<strong>in</strong>bäuerliche<br />
Felder fließt, wird auf Exportprodukte umgeleitet und als »virtuelles<br />
Wasser« <strong>in</strong> die Industrieländer exportiert, der E<strong>in</strong>satz von <strong>Agrar</strong>chemie<br />
und damit teure Importe ausgeweitet. Doch der Wert, der damit<br />
e<strong>in</strong>gefahren wird, kommt nur wenigen Produzenten, Exporteuren und<br />
Transportunternehmen zugute.<br />
2. Der Vormarsch der Supermärkte<br />
Aus der Sicht der <strong>Agrar</strong>- und Ernährungs<strong>in</strong>dustrie ist <strong>Afrika</strong> nicht nur<br />
»unterversorgt« mit Dünger, Saatgut und Pestiziden – es ist auch undershopped,<br />
soll heißen, dass der E<strong>in</strong>zelhandel weitgehend <strong>in</strong> den Händen<br />
von Kle<strong>in</strong>händler<strong>in</strong>nen und kle<strong>in</strong>en Geschäften, also »rückständig« und<br />
»unterentwickelt« ist. Und wie die Ausweitung des Absatzmarktes für<br />
<strong>Agrar</strong>chemie und Saatgut neue Geschäftsfelder und Profite verspricht,<br />
so verspricht die Modernisierung am anderen Ende der Nahrungsmittelkette,<br />
beim E<strong>in</strong>zelhandel, hohe Profitraten. Während Supermärkte<br />
<strong>in</strong> Asien und Late<strong>in</strong>amerika längst das Ersche<strong>in</strong>ungsbild selbst <strong>in</strong> den<br />
kle<strong>in</strong>eren Städten prägen, entwickeln sie sich <strong>in</strong> <strong>Afrika</strong> – abgesehen von<br />
Kenia und Südafrika – erst seit Ende der 1990er Jahre, seither aber<br />
sprunghaft. 166<br />
Ausgangspunkt war Südafrika, wo die Urbanisierung und die Entstehung<br />
e<strong>in</strong>er modernen, zahlungskräftigen Mittelklasse vergleichsweise<br />
weit fortgeschritten ist. Hier hatten Supermärkte 2003 bereits e<strong>in</strong>en Anteil<br />
von 55% am nationalen E<strong>in</strong>zelhandel mit Nahrungsmitteln. Markt-<br />
166<br />
Dave D. Weatherspoon/Thomas Reardon, The Rise of Supermarkets <strong>in</strong> Africa: Implications<br />
for Agrifood Systems and the Rural Poor, <strong>in</strong>: Development Policy Review, 2003<br />
(3), 333-355<br />
112