Agrar-Kolonialismus in Afrika - VSA Verlag

Win-win-Situation
Der US-Konzern Archer Daniels Midlands (ADM) gehört zu den führenden
Akteuren im Mais- und Weizenmarkt in Mittel- und Nordamerika
und ist gleichzeitig der größte Äthanolhersteller in der Region. Zudem
hat er Anteile an einer mexikanischen Firma, die Tortillas herstellt und
Weizen verarbeitet. Mit anderen Worten: Die Firma profi tiert, wenn der
Maispreis steigt und die Verbraucher auf Weizen umsteigen. Und sie
profi tiert, wenn ein Wechsel von Nahrungsmitteln zu Agrartreibstoff
stattfi ndet.
Quelle: Sunita Narain, Editorial in: Down to Earth, 17.5.2007
und setzen darauf, dass der Anbau von Agrartreibstoffen den Absatz
von Kunstdünger und Pestiziden ankurbeln wird. Klar ist auch, dass
Afrika gegenüber den Großproduzenten wie Brasilien und Argentinien
(Zucker, Soja), USA (Mais) oder Indonesien und Malaysia (Ölpalmen)
kaum wird punkten können, zumal die USA und Europa die eigene Produktion
kräftig subventionieren. 184
So zeichnet sich eine Wiederholung der Geschichte des Kaffee- und
Kakaoanbaus oder der Blumenindustrie ab. Afrika bleibt nicht nur Rohstoffproduzent,
sondern auch wenig konkurrenzfähig. Und die Rohstoffproduzenten
geraten »beim Bezug von Saatgut, bei Einkauf, Service,
Verarbeitung und Verkauf in immer stärkere Abhängigkeit von einem
straff organisierten Firmenoligopol«, was ihre Einnahmen drückt. 185
Zahllose Kleinbauern dürften aus dem Markt und – gemeinsam mit den
Viehhaltern – vom Land verdrängt werden, das verspricht, als »Ölquelle«
mehr Profit abzuwerfen. Angesichts solcher Befürchtungen wächst
denn auch der Widerstand: Ugandas Regierung musste nach heftigen,
gewaltsamen Protesten Zusagen an Investoren für Plantagen zurücknehmen.
Und Delegierte verschiedener sozialer Bewegungen und Bauernorganisationen
aus über 80 Ländern, die im Februar 2007 in Mali
zusammenkamen, lehnten die industrielle Erzeugung von Biomasse in
Monokulturen strikt ab. 186
184
Wie die Global Subsidies Initiative errechnete, subventionieren allein die US-Steuerzahler
den Agrosprit-Boom mit jährlich rund 5,5 Mrd. bis 7,3 Milliarden US-Dollar.
185
Eric Holt-Giménez, Sprit vom Acker. Fünf Mythen vom Übergang zu Biokraftstoffen,
in: LE MONDE diplomatique, Juni 2007, 12f.
186
www.nyeleni2007.org
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