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Agrar-Kolonialismus in Afrika - VSA Verlag

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Botswana oder Ölpalmen und Ananas <strong>in</strong> Westafrika. Die meisten Haushalte<br />

bebauen weniger als vier, fünf Hektar. Die FAO schätzte die Zahl<br />

solcher kle<strong>in</strong>bäuerlichen Familien Ende der 1990er auf etwa 70 Millionen<br />

– wegen des Bevölkerungswachstums mit steigender Tendenz.<br />

Vorrang hat hier die Produktion für den Eigenbedarf. Durch Plantagen<br />

und Staatsfarmen abgedrängt <strong>in</strong> abgelegene Regionen mit schlechteren<br />

Böden, unsicheren, schwankenden Niederschlägen, ungünstiger<br />

Topographie und unzulänglicher Infrastruktur nutzen sie nach wie vor<br />

vielfach überlieferte Anbausysteme wie den Mischanbau, lokale Sorten<br />

und traditionelle Bearbeitungsmethoden – Hacke statt Pflug etwa. Die<br />

meisten Bauern s<strong>in</strong>d auf die Niederschläge angewiesen, die – anders als<br />

<strong>in</strong> gemäßigten Klimazonen – nicht mehr oder m<strong>in</strong>der gleichmäßig über<br />

das Jahr verteilt s<strong>in</strong>d, sondern sich auf wenige Wochen beschränken<br />

und <strong>in</strong> Dauer und Menge stark schwanken können. Landwirtschaft wird<br />

damit zu e<strong>in</strong>em hohen Risiko, weshalb Sicherheit Vorrang vor hohen<br />

Erträgen hat. Eventuelle Überschüsse verkaufen sie vorwiegend auf lokalen<br />

Märkten.<br />

Das Ergebnis e<strong>in</strong>er jahrhundertelangen Anpassung an die schwierigen<br />

Bed<strong>in</strong>gungen ist e<strong>in</strong>e Vielfalt von Kulturpflanzen 42 – vielseitig,<br />

genügsam, was ihre Anforderungen an Bodennährstoffe oder Wasser<br />

anbelangt, Widerstandsfähigkeit gegen Dürre und die Vielzahl von<br />

Schädl<strong>in</strong>gen. So deckt <strong>in</strong> <strong>Afrika</strong> südlich der Sahara die Mehrheit der Bevölkerung<br />

die Hälfte ihres Kalorienbedarfs mit tropischen Wurzel- und<br />

Knollenkulturen wie Cassava, Süßkartoffeln oder Yams, mit Hirse und<br />

Reis. In ke<strong>in</strong>em anderen Kont<strong>in</strong>ent gibt es außerdem e<strong>in</strong>e vergleichbare<br />

Vielfalt von Anbaumethoden und -systemen. 43 Oft benutzen die Familien<br />

mehrere Systeme gleichzeitig – neben dem extensiven Wanderfeldbau<br />

haben sie e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Feld, etwa für Gemüse oder Marktfrüchte, das<br />

teils organisch, teils mit etwas M<strong>in</strong>eraldünger gedüngt wird. Senken, <strong>in</strong><br />

denen sich Grundwasser sammelt, und Flussufer werden für Produkte,<br />

42<br />

So geht e<strong>in</strong>e für Kanadas Export wichtige Weizensorte auf die kenianische Sorte »Kenyan<br />

Farmer« zurück, Gerste, die <strong>in</strong> den USA und Kanada angebaut wird, auf äthiopische<br />

Landsorten, Sorghum <strong>in</strong> Texas stammt aus Sudan (www.foodfirst.org/node/1610).<br />

43<br />

In se<strong>in</strong>em vor 20 Jahren erschienenen Buch »The green<strong>in</strong>g of <strong>Afrika</strong>« (London 1987)<br />

stellt Paul Harrison zahlreiche traditionelle und neue Methoden dar, wie Kle<strong>in</strong>bauern erfolgreich<br />

e<strong>in</strong>en »Durchbruch im Kampf um Land und Wasser« erreichen können. Vielfach<br />

bleiben solche Ansätze allerd<strong>in</strong>gs vere<strong>in</strong>zelt und isoliert, weil sie die mühsamere und<br />

schwierigere Option darstellen zwischen dem Wanderfeldbau auf der e<strong>in</strong>en und den Verlockungen<br />

der modernen <strong>Agrar</strong>technologie auf der anderen Seite.<br />

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