Agrar-Kolonialismus in Afrika - VSA Verlag

■ Die Commons, also Staats- oder Gemeindeland, werden zunehmend
für Straußenfarmen oder private Wildgehege für den Tourismus eingezäunt,
oft in Zusammenarbeit mit staatlichen und lokalen Eliten.
Die einstigen Nutzer verlieren dadurch ihr Weideland oder den Zugang
zu wilden Früchten, Beeren und Wurzeln, mit denen sie ihren
Speiseplan bereichern oder durch deren Verkauf sie etwas Geld verdienen
können.
■ Vertreibungen von Kleinbauern für ausländische Investoren sind keine
Einzelfälle: In Uganda mussten 2.000 Menschen umsiedeln, weil
die Hamburger Kaffeefirma Neumann mit 2.000 Hektar die größte
Kaffeefarm des Landes anlegen wollte. 125 In Benin wurde Waldland,
das Bauern nutzten, für eine Kautschukplantage an Michelin verkauft.
126 Ausländische Investitionen treiben eine großflächige Privatisierung
und Konzentration in der kommerziellen Landwirtschaft in
verschiedenen Teilen des Kontinents voran.
■ Viele Bauern verlieren zudem ihr Land, weil sie Bankkredite, für die
das Land als Sicherheit fungierte, nicht zurückzahlen konnten.
In vielen Regionen erinnert der Landraub (»land grabbing«) an das einstige
Scramble for Africa, den Wettlauf der europäischen Mächte um
Kolonien, begleitet von zunehmend heftigen Konflikte. Die Verteidigung
der traditionellen, aber nicht dokumentierten Landrechte steht in
fast allen Teilen des Kontinents auf der Tagesordnung. Beobachter wie
der Sozialwissenschaftler Adebayo Olukoshi vom renommierten Forschungsnetzwerk
CODESRIA sprechen daher von einer »neuen Landfrage«,
parallel zur »alten« Landfrage aus Kolonialzeiten, die in vielen
Ländern immer noch nicht gelöst ist. 127
2. Südafrika: Unwillige Verkäufer
Zahlreiche Zeremonien überall in Südafrika, bei denen neue Eigentümer
ihre Besitzurkunde erhalten, erwecken den Anschein, als ob die
Landreform schnell voranschreitet. Nach Angaben des Land Affairs
Department wurde seit 1994 für insgesamt fast 73.000 Landbesitzer,
125
Frankfurter Rundschau 27.9.2001
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Vanguard, Lagos, 23.7.2007
127
In: Land in Africa. Market asset or secure livelihood?
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